Willkommen in… Albanien

This post is also available in English. Mehr Artikel über Albanien gibt es hier!

Auf der Liste der beliebtesten Reiseziele taucht Albanien wahrscheinlich kaum auf den vorderen Plätzen auf. Kein Wunder: Nach dem Ende des kommunistischen Regimes versank das Land in den 1990ern in einem Bürgerkrieg, und es gilt immer noch als eines der ärmsten in ganz Europa.

Auch bei mir kam Albanien erst als Reiseziel auf den Tisch, als ich schon 58 andere Länder besucht hatte und mir innerhalb Europas mehr oder weniger die neuen Länder ausgingen. Aber wie so oft musste ich hinterher zugeben, einem Land Unrecht getan zu haben.

Man darf natürlich nicht überall Luxusunterkünfte, Traumstrände und perfekt organisierte Nationalparks erwarten. Aber wir hatten am Ende überhaupt kein Problem, in der vorhandenen Mischung aus Meer, Bergen, Seen, Städten, Örtchen und Lost Places genug Interessantes für eine Rundfahrt von fast drei Wochen Dauer zu finden.

Überblick

Die Geschichte Albaniens beginnt mit Nationalheld Georg „Skënderbeu“ Kastriota. Er leistete von 1443 bis 1468 den Osmanen erfolgreich Widerstand und befreite das Land damit für 25 kurze Jahre von ausländischen Mächten. Nach seinem Tod herrschten dann aber wieder 400 Jahre lang die Osmanen. Große Teile der Bevölkerung traten zum Islam über. Bis heute ist Albanien (neben dem Kosovo und Bosnien-Herzegovina) eines der wenigen europäischen Territorien mit überwiegend muslimischer Bevölkerung.

Skanderbeg-Statue im Nationalmuseum in Krujë

Wie in vielen anderen Regionen des Balkans entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts ein ausgeprägter Nationalismus. Die 1912 ausgerufene Unabhängigkeit hielt kaum ein Jahr, während des ersten Weltkrieges besetzten andere Mächte verschiedene Landesteile nach Belieben. Erst 1922 kam Albanien wieder zur Ruhe und wählte seinen ersten Präsidenten, Ahmet Zogus. Dieser ließ sich aber quasi direkt zum König ausrufen und begab sich unter einen starken italienischen Einfluss. 1938 hatte Mussolini keine Lust mehr auf den Marionettenkönig und besetzte Albanien einfach.

Der ehemalige Kulturpalast in Tirana, heute Historisches Nationalmuseum

1944 schlug schließlich die Stunde der Kommunisten unter Enver Hoxha. Binnen kürzester Zeit errichtete er ein Ein-Parteien-Regime und trieb die Kooperation mit Jugoslawien voran. Das von Albanern bewohnte Kosovo war bereits mit Jugoslawien vereinigt worden. Bevor sich aber auch Albanien dem von Tito regierten Nachbarland anschließen konnte, kam es zum Streit. Schnell wurde der ehemalige Freund zum Todfeind.

Mangels Beziehungen zum Westen suchte Hoxha den Kontakt zur Sowjetunion. Die Wirtschaftshilfe des Warschauer Pakts und die russischen Berater brachten Albanien den größten Entwicklungsschub seiner Geschichte. Überall entstanden Industrieanlagen und Eisenbahntrassen, die Landwirtschaft wurde stark ausgeweitet, die mit 80% extrem hohe Analphabetenquote deutlich gesenkt. Fast die gesamte heute noch existierende Infrastruktur geht auf diese Zeit zurück.

Verlassenes Dampfkraftwerk in Fier

In den 1960er Jahren kam es zum Bruch mit der Sowjetunion und eine kurze Anlehnung an China. Ohne die Wirtschaftshilfe aus dem Warschauer Pakt brach allerdings das gesamte System zusammen. Die Landwirtschaft konnte die Bevölkerung nicht mehr ernähren, Ersatzteile aus Russland fehlten. Diktator Hoxha musste nicht nur zunehmend brutaler gegen das Volk vorgehen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, sondern wurde auch immer paranoider.

Verlassener Bunker auf dem Llogara-Pass
Luftschutzbunker unter dem „House of Leaves“ in Tirana

In den späten 1960ern befahl er den Bau von 750.000 Bunkern, um Angriffe „feindlicher Mächte“ abzuwehren. Weniger als 200.000 Bunker wurden tatsächlich gebaut. Aber die Bauindustrie war auf Jahre sinnlos ausgelastet, während es gleichzeitig nicht genug Wohnungen für alle Menschen gab und die Straßen bröckelten. Der importierte Spezialstahl aus dem Ausland belastete den Staatshaushalt zusätzlich. Nach dem Tod Hoxhas im Jahre 1985 war der Zusammenbruch kaum noch aufzuhalten. Ab 1990 flüchteten Zehntausende Albaner ins Ausland.

Hoxhas Arbeitszimmer im großen Atombunker in Tirana

Parallel zu den Jugoslawienkriegen kam es 1997 in Folge von Kreditbetrugsfällen und allgemeiner Unzufriedenheit zum sogenannten „Lotterieaufstand“. Aufständische plünderten die Waffenlager der Armee, der Staat hatte außerhalb der Hauptstadt Tirana keine Kontrolle mehr. Ein Quasi-Bürgerkrieg brach aus. Schutztruppen der vereinten Nationen mussten das Land schließlich befrieden.

Die Verhältnisse haben sich seitdem massiv gebessert. Albanien ist heute ein sicheres und sehr friedliches Reiseland. Seit 2014 ist das Land sogar Beitrittskandidat der Europäischen Union.

Menschen, Sprache, Geld, Preise, Essen, …

Die meisten Albaner sind arm, das Durchschnittseinkommen liegt bei nur 510 Euro pro Monat. Selbst die Hauptstadt Tirana sieht verglichen mit noch ärmeren Ländern wie der Ukraine oder der Republik Moldau recht heruntergekommen aus. Trotzdem waren die Menschen immer freundlich und hilfsbereit. Wir haben uns nie unsicher gefühlt, auch nicht nachts in einer Seitenstraße.

Regenschirm-Reparateur in Tirana

Bauarbeiten mit Esel statt LKW, nahe Himarë

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist muslimischen Glaubens, und man muss auch nie lange nach der nächsten Moschee suchen. Allerdings legen die Albaner den Islam anders aus als viele ihrer Glaubensbrüder. Mischehen zwischen Muslimen und Andersgläubigen sind völlig normal, religiöse Feste werden von mehreren Religionen zusammen gefeiert, und an die Gebote des Islam hält man sich eher nur, falls es zufällig gerade passen sollte.

Innenstadt von Shkodër im Norden

Die Albanische Sprache gehört zu den Indogermanischen Sprachen und hat gewisse Ähnlichkeiten mit Griechisch, Rumänisch und den slawischen Sprachen des Balkanraums. Die auffälligste Eigenheit ist der Buchstabe „ë“, welcher je nach Betonung wie ein deutsches „Ö“ oder ein kaum hörbares „e“ ausgesprochen wird.

Die meisten Albaner sind mehrsprachig. Eine wirklich überall verbreitete Zweitsprache gibt es allerdings nicht. Von Italienisch über Englisch, Griechisch, Französisch, Russisch, Chinesisch etc. kann je nach Gesprächspartner alles dabei sein. Italienisch ist recht beliebt, da italienischsprachige Fernseh- und Radioprogramme häufig konsumiert werden und italienische Konzerne in Albanien aktiv sind. Sehr viele Wörter der Alltagssprache wurden aus anderen Sprachen entnommen, geschrieben wird mit dem lateinischen Alphabet. Mit ein bisschen Übung und etwas Phantasie konnten wir erstaunlich vieles einfach so lesen und verstehen.

Das italienische Kulturinstitut in der Hauptstadt Tirana

Die Unterkünfte haben wir einfach wie üblich über booking.com, AirBnB etc. gebucht. Im Hotelier- und Gastgewerbe wurde meist brauchbares Englisch gesprochen, auch in kleinen Apartments und Pensionen. In Himarë hatten wir es allerdings mit einer Vermieterin zu tun, welche ausschließlich Griechisch sprach. Da half dann nur die gute alte Taktik „Hände und Füße“.

Die albanische Nationalwährung ist der Lek, der Wechselkurs liegt meistens um die 125 Lek pro Euro. In den Städten und in den Touristengebieten an den Küsten sind Geldautomaten und Kartenterminals weit verbreitet. Auf dem Land kann es dagegen schon mal vorkommen, dass selbst eine moderne Tankstelle gar keine Karten akzeptiert. Wie immer sollte man also einen ausreichenden Bargeldvorrat dabei haben. Viele Läden akzeptieren im Notfall auch Euro-Banknoten und wechseln zu relativ fairem Kurs, darauf verlassen sollte man sich aber nicht.

Kebap-Stand in Shkodër

Die albanische Küche ist eine Mischung aus mediterranen Gerichten, „Balkan-Fleischbergen“ und orientalischen Einflüssen. Lamm- und Kalbfleisch spielen eine wichtige Rolle. Auf den Straßen wird viel Kebap serviert, in den Restaurants findet man je nach Region ein unterschiedlich breites Angebot. Die Preise sind sehr niedrig, für 1800 bis 2500 Lek (ca. 15 bis 20 Euro) kann man zu zweit gut essen. Je nach Ort und Geschmack geht es aber oft auch deutlich billiger.

Fleischberg in Tirana

Die wichtigsten Nationalgerichte, Fëgesë und Tavë Kosi, kommen aus dem Backofen. Fëgesë ist eine dicke, gebackene Soße aus Paprika, Tomaten, Zwiebeln, Hüttenkäse und Gewürzen. Tavë Kosi hingegen ist eine Mischung aus Lammfleisch, Eiern und Joghurt, welche in der traditionellen Keramikschüssel zu einer Art Quiche hochbäckt.

Nationalgericht Tavë Kosi in Berat

Albanien nimmt nicht am EU-Roaming-Abkommen teil. Prepaid-SIM-Karten sind aber ohne Probleme erhältlich. Vodafone und Telekom sind die größten Anbieter auf dem Markt, gefolgt von Eagle Mobile. Wir haben direkt bei der Ankunft in Tirana für je 1300 Lek (10 Euro) Touristen-SIMs von Vodafone mit 10 GB Datenvolumen für 14 Tage gekauft. Bei der Registrierung im Shop ist der Reisepass vorzulegen. Nach Ablauf der 14 Tage kann das Datenvolumen für 300 bis 500 Lek (ca. 1,50 bis 4 Euro) verlängert werden.

Die Mobilfunkabdeckung war erwartungsgemäß recht schlecht. In den größeren Städten hatten wir meist LTE, auf dem Land stellenweise gar keinen Empfang. WLAN war in den meisten Unterkünften vorhanden, aber meist recht langsam.

Anreise und Fortbewegung

Albanien hat zwar im Prinzip mehrere Flughäfen, wegen eines früheren Exklusivabkommens ist der Internationale Flughafen Tirana „Mutter Teresa“ aber immer noch der einzige mit regelmäßigem internationalem Flugverkehr. Der Internationale Flughafen Vlorë an der Küste befindet sich noch im Bau. Der Flughafen Kukës im Nordwesten sollte irgendwann mal von Billigfluglinien wie RyanAir angeflogen werden, wird aber immer noch umgebaut.

Der Großteil der Abflüge und Ankünfte in Tirana entfällt auf eher weniger bekannte Fluglinien wie Transavia, Ernest, Blue Panorama, Adria Airways und Albawings (die albanische Low-Cost-Airline). Lufthansa bedient den Flughafen non-stop ab Frankfurt, Alitalia non-stop ab Rom, Austrian Airlines non-stop ab Wien, Turkish Airlines non-stop ab Istanbul. Wir sind mit Air Serbia ab Düsseldorf geflogen und in Belgrad umgestiegen. Mittlerweile fliegt die Billigfluglinie WIZZ Air aber auch non-stop ab Dortmund.

Die meisten Fluglinien setzen kleine Flugzeuge oder teilweise sogar Propellermaschinen ein. Die Flüge sind meist eher teuer.

Von Ancona, Bari, Triest und Brindisi in Italien aus kann man auch mit der Fähre nach Vlorë oder Durrës übersetzen. Allerdings dauert der kürzeste Abschnitt Brindisi-Vlorë schon etwa sechs Stunden, die Strecke Brindisi-Durrës etwa elf Stunden.

Mit dem eigenen Auto oder einem Mietwagen nach Albanien einzureisen bzw. mit dem albanischen Mietwagen eines der Nachbarländer zu besuchen ist kein Problem. Man benötigt allerdings in jedem Fall eine Internationale Versicherungskarte für Kraftverkehr („Grüne Versicherungskarte“). Wer mit dem eigenen Auto fährt, lässt sich diese im Heimatland ausstellen. Mietwagenkunden müssen die Karte selbst kaufen.

Eine grüne Versicherungskarte, gekauft an der Grenze zu Montenegro

An den Grenzen stehen deswegen meist einige rund um die Uhr besetzte Häuschen, in welchen man Versicherungspolicen verschiedener Länge für wenige Euro kaufen kann. Auf jeden Fall sollte man darauf bestehen, eine für alle Länder gültige und keine nationale Versicherung zu bekommen. Sonst zahlt man im nächsten Land noch mal, und in Ländern wie Montenegro und Kroatien wird man so schnell 50 Euro für wenige Tage los.

Bei Mietwagen unbedingt ins Kleingedruckte schauen! Viele Anbieter verlangen eine vorherige Bestätigung aller Grenzübertritte und verlangen je nach Land verschiedene Aufpreise. Oft sind auch scheinbar willkürliche Kombinationen verboten. Zum Beispiel erlaubte einer unserer Anbieter Fahrten in den Kosovo, verbot aber gleichzeitig Grenzübertritte in EU-Länder. Man könnte ja aber schon auf die Idee kommen, bei einer Rundreise durch den Balkan auch einen Abstecher nach Kroatien zu machen…

Von den albanischen Mietwagenversicherungen kann ich nur abraten. Die gesetzliche Haftpflichtversicherung ist viel zu niedrig angesetzt, und je nach Ort kann es ziemlich unübersichtlich zugehen. Ob sich nun Hausfrauen und Vampire (!) in Kreisverkehren tummeln, oder Ziegen und Schweine die Straßen kreuzen – im Notfall will man nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Ich persönlich habe mit der Mietwagen-Zusatzversicherung der HanseMerkur sehr gute Erfahrungen gemacht.

Ansonsten waren die Straßen eigentlich ganz in Ordnung, selbst in Bezug auf die üblichen Schlaglöcher. Es gibt in Albanien drei Autobahnabschnitte und mehrere Schnellstraßen, man sollte aber trotzdem nicht mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 50 km/h rechnen.

Albanien ist übrigens das Land mit dem schlechtesten Benzin der Welt. Illegale Tankstellen mit billigstem, dreckigem Benzin sind eine beliebte Masche für Steuerbetrug und Geldwäsche. Entsprechend gibt es unzählige verschiedene Tankstellenmarken. Auf dem Tankdeckel unseres Mietwagens stand „Minimum 83 Oktan“ – für mein Verhältnisse der Negativrekord, selbst in den USA waren es immerhin noch 87 Oktan.

Ich habe grundsätzlich bei Kastrati, dem größten und wahrscheinlich noch seriösesten Anbieter, getankt. Falls keine Kastrati-Tankstelle in der Nähe war, bin ich ein bisschen herumgefahren und habe die am modernsten aussehende Tankstelle mit den höchsten Preisen genommen. Wegen ein paar Cent den fahrbaren Untersatz gefährden muss schließlich nicht sein…

Das Eisenbahnnetz ist kaum noch in Betrieb. Mittlerweile existieren nur noch die Strecken Durrës-Elbasan, Durrës-Fier, Durrës-Shkodër und Kashar-Durrës. Auf allen Strecken außer Durrës-Elbasan verkehrt nur noch ein Zugpaar pro Tag. Häufig fallen Verbindungen ganz aus, weil die Strecken durch schlechtes Wetter oder Buntmetalldiebe beschädigt werden. Der Hauptbahnhof in Tirana wurde abgerissen, der nächste Bahnhof liegt in Kashar etwa zehn Kilometer außerhalb.

Aufgegebene Eisenbahnstrecke Richtung Nordmazedonien

Die Ticketpreise sind sehr niedrig, dafür ist man aber auch sehr lange unterwegs. Die 230 Kilometer von Vlorë nach Shkodër kosten beispielsweise um die 200 Lek (ca. 1,80 Euro) und dauern 3 Stunden 45 Minuten. Die Züge sind eine schlecht gewartete Mischung aus tschechischen Lokomotiven und gebrauchten Waggons aus Italien, Deutschland und Österreich. Einige wenige Waggons wurden vor einigen Jahren restauriert.

In Përrenjas befindet sich ein „Lokomotivfriedhof“ mit 15 Lokomotiven.

Sehenswertes und Rundreise

Albanien lässt sich grob in vier tourstisch interessante Regionen teilen:

  • Die Ebenen rund um die Hauptstadt Tirana und die Küstenstadt Durrës, inklusive der Stadt Krujë in den Bergen nördlich von Tirana. Freunde von Städteurlauben, Kultur, Museen und Geschichte werden sich hier wohlfühlen.
  • Der Norden mit Shkodër, dem Shkodër-See, dem Fluss Drin und dem Nationalpark Theth in den Albanischen Alpen. Hier kommen vor allem die Wanderer auf ihre Kosten.
  • Den Ohrid-See an der Grenze zu Republik Nordmazedonien mit dem Nationalpark Galičica. Der Nationalpark ist vor allem für Wanderer interessant, die weniger Aktiven lassen sich über den See schippern und besuchen das Kloster Sveti Naum und die Höhlenkirchen.
  • Den Süden mit dem Llogara-Pass und den Berg- und Küstenregionen rund um Berat, Vlorë, Himarë, Gjirokastër und Sarande. Wer sich für Kultur und Geschichte interessiert oder wandern möchte, geht nach Berat und Gjirokastër. Die Sonnenanbeter hangeln sich statt dessen an der Küste von Strand zu Strand.

Freunde von Lost Places werden bei 170.000 Bunkern im Land sicher fündig. Die beiden größten Bunker liegen in Tirana und wurden mittlerweile in Museen umgewandelt. Der Rest liegt völlig verlassen über das ganze Land verteilt, vor allem an den Küsten. Daneben gibt es die verlassene Pyramide des Diktators in Tirana, das gigantische verlassene Kraftwerk in Fier, und die aufgegebene Bahnstrecke nach Nordmazedonien mit dem Lokomotivendepot in Përrenjas.


Ausgehend von Tirana kann man in zwei Wochen sehr gut ganz Albanien bereisen. Wer drei Wochen Zeit hat, kann auch locker noch längere Abstecher zum Ohrid-See, dem Nationalpark Galičica in Nordmazedonien und Kotor/Perast in Montenegro machen. Hier unsere Reiseroute:

Tag 1: Anreise
Tag 2 und 3: Tirana
Tag 4: Mietwagen abholen, Abstecher nach Krujë, Grenzübertritt nach Montenegro, Ankunft in Kotor
Tag 5, 6 und 7: Kotor, Perast und Umgebung
Tag 8: Fahrt nach Shkodër entlang des Shkodër-Sees, Grenzübertritt
Tag 9: Fahrt in die Berge rund um den Fluss Drin
Tag 10: Ganztagesfahrt von Shkodër nach Ohrid, Lokomotivfriedhof in Përrenjas, Grenzübertritt
Tag 11 und 12: Ohrid, Höhlenkirchen, Kloster Sveti Naum
Tag 13: Wanderung durch den Nationalpark Galičica
Tag 14: Fahrt nach Berat, Grenzübertritt
Tag 15: Berat
Tag 16: Fahrt nach Himarë über den Llogara-Pass, Nachmittag am Strand
Tag 17 und 18: Ausspannen am Meer zwischen Himarë und Sarandë
Tag 19: Rückfahrt nach Tirana, Abstecher zum gigantischen Lost Place in Fier
Tag 20: Rückflug

Folgende Strecken haben wir aus Zeitmangel bzw. wegen des Wetters ausgelassen:

  • Die häufig empfohlene dreitägige Wanderung durch den Nationalpark Theth (Bus von Shkodër zum Komani-See, Fähre über den Drin-Fluss, Bus nach Theth, Wanderung nach Valbona, Bus zurück nach Shkodër)
  • Die Berge zwischen Berat und Girokastër mit dem Blue Eye (Syri i Kaltër, eine sehr tiefe Quelle mit leuchtend türkisblauem Wasser)

Tirana und Krujë

Tirana ist eine moderne, aber recht heruntergekommene Großstadt. Bis vor knapp 100 Jahren war die Stadt recht klein und hatte nur wenige Tausend Einwohner. Erst mit der Bestimmung zur Hauptstadt im Jahr 1920 und der Machtübernahme durch die Kommunisten unter Enver Hoxha 1944 wuchs die Stadt auf etwa eine halbe Million Einwohner an.

Skanderbeg-Statue und ehemaliger Kulturpalast in Tirana
Uhrturm in Tirana

Der Großteil des Stadtbildes stammt aus der Zeit der kommunistischen Dikatur, und genau so sieht es auch aus. Viel Beton, große Häuserblöcke, ein großer Zentralplatz, stark verschlissene Bausubstanz. Historische Gebäude gibt es wenige, einiges wurde erst innerhalb der letzten zwanzig Jahre neu gebaut oder restauriert.

Hochhäuser in Tirana
Das ehemalige Enver-Hoxha-Museum in Tirana

Trotzdem gibt es in Tirana viel Interessantes zu sehen. Und falls man mit dem Flugzeug ankommt, beginnt die Rundreise sowieso hier.

Blick auf Tirana vom Mount Dajti

Krujë ist eine Kleinstadt und liegt etwa 30 Kilometer von der Hauptstadt Tirana entfernt. Hier befindet sich die Festung, welche Skanderbeg 25 Jahre lang gegen die Osmanen verteidigte. Also ist es nur logisch, dass hier alles dem Nationalhelden gewidmet ist. Die Stadt selbst zieht sich beispielsweise an einem Steilhang des Mali i Krujës entlang, einem der Gipfel des Skanderbeg-Gebirges. Und auf den Ruinen der Festung steht heute das Skanderbeg-Museum (Muzeu Historik Kombëtar „Gjergj Kastriot Skëndërbeu“), eines der am häufigsten besuchten Museen des Landes.

Das Skanderbeg-Gebirge bei Krujë

Im Gegensatz zu den meisten anderen Orten in Albanien gibt es in Krujë alles, was das Touristenherz begehrt: schöne Cafés und Restaurants, Marktstände mit Souvenirs, eine Festung und ein perfekt in Szene gesetztes Museum. Die meisten Besucher reisen für ein paar Stunden aus Tirana oder Durrës an. Wir haben während der sonst sehr eintönigen Fahrt von Tirana nach Kotor in Montenegro einen Abstecher hierher gemacht.

Das Skanderbeg-Museum in Krujë

Der Norden

Die Küste zwischen Durrës und der Grenze zu Montenegro ist im Vergleich zur restlichen Küste Albaniens wenig ahnsehnlich. Rund um die Küstenstadt Skutaj reiht sich Hotel an Hotel und Restaurant an Restaurant, ansonsten ist die Region wenig ausgebaut.

Shkodër und der Shkodër-See sind im Prinzip keine Reise wert, außer man möchte sowieso weiter in den Nationalpark Theth. Alles, was es rund um Shkodër zu tun gäbe, macht man besser auf der anderen Seite der Grenzen in Montenegro.

Der Ohrid-See

Der Ohrid-See an der Grenze zwischen Albanien und Nordmazedonien ist wahrscheinlich die größte Attraktion von ganz Nordmazedonien. Das erkennt man nicht nur daran, dass der ganze See samt der Stadt Ohrid und dem Kloster Sveti Naum eine Stätte des UNESCO-Welterbes ist. Sondern auch an der Tatsache, dass es im Land genau zwei internationale Fluhägfen gibt: einen in der Hauptstadt Skopje, und den anderen eben beim Ohrid-See 😉

Panorama von der albanischen Grenze

Mit dem Auto erreicht man den Ohrid-See von Tirana aus in etwa drei Stunden. Die meisten interessanten Orte befinden sich an der Nord- und Ostseite, die kürzeste Strecke dort hin führt über den Grenzübergang Qafë Thanë im Norden. Alternativ kann man auch die etwa 35 Kilometer nach Pogradec fahren und dort den Grenzübergang Tushemisht nehmen.

Fischer auf dem Ohrid-See

Das Kloster Sveti Naum (Свети Наум, Shën Naum) am Südende ist eines der ältesten christlichen Klöster in Europa und Teil eines UNESCO-Welterbes. Die Hauptattraktion ist aber eigentlich nicht das Kloster, sondern das Parkgelände rund um den Quelltopf einer Karstquelle. Für ein paar Euro kann man sich über die große Wasserfläche rudern lassen.

Im nahen Nationalpark Galičica kann man auch wunderbar wandern. Wir haben es bis auf den 2254 Meter hohen Magaro geschafft.

Der Süden

Der Süden ist definitiv der schönste Landesteil. Im Dreieck zwischen Vlorë, Berat und Sarandë kommt einfach alles zusammen: Meer, Gebirge, Bergdörfer, Nationalparks und Strände.

Berat, die Stadt der Tausend Fenster

Die Stadt der Tausend Fenster, wie Berat tief in den Bergen auch genannt wird, ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des ganzen Landes. Die typisch ottomanischen, durchgehend weiß angstrichenen Häuser in den Stadtteilen Mangalem und Gorica und sowie die alte Festung Kalaja hoch über der Stadt sind Touristenmagneten. 2008 wurden die Altstadt zur Museumsstadt erklärt und in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Bucht von Porto Palermo

An der Küste dagegen ist alleine schon das traumhafte Panorama eine Sehenswürdigkeit für sich. Hier liegt auch die alte Festung von Porto Palermo (Kalaja e Porto Palermos) auf einer kleinen Halbinsel. Wer die Festung gebaut hat, ist bis heute nicht ganz klar, aber aussehen tut sie auf jeden Fall beeindruckend.

In der alten Festung Porto Palermo

Qeparo ist eines der vielen Bergdörfer an der Küste, in welchen sich die Menschen nach und nach weiter unten im Tal ansiedelten, um näher an ihren Feldern zu sein und der Kälte zu entfliehen. Heute ist das alte Queparo eine fast verlassene Geisterstadt.

In den nächsten Artikeln werfen wir einen genaueren Blick in die verschiedenen in diesem Überblickartikel erwähnten Regionen Albaniens. Den Anfang macht Tirana 🙂

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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