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Um den Eibsee | |||
Gebiet | Eibsee und Zugspitze, Bayern, Deutschland | ||
Start | Eibsee-Station der Bayerischen Zugspitzbahn | ||
Ende | Eibsee-Station der Bayerischen Zugspitzbahn | ||
Strecke | 7,5 km | Dauer | ca. 2,5 h |
Aufstieg | ca. 80m | Abstieg | ca. 80m |
Leicht Frühling Sommer Herbst Winter |
Heute gibt es einen einfachen und besonders schönen Wandervorschlag: Wir wandern ein Mal um den Eibsee und fahren dann bequem mit der Seil- oder Zahnradbahn auf die Zugspitze! 🙂
Die Wanderung beginnt an der Eibsee-Station der Bayerischen Zugspitzbahn. Die Anfahrt klappt am besten mit der Zahnradbahn ab Garmisch-Partenkirchen, denn das 58 Euro teure Tagesticket braucht man später sowieso für die Berg- und Talfahrt zur Zugspitze. Garmisch-Partenkirchen ist mit der Deutschen Bahn und über die Bundesstraße 2 schnell erreichbar. Besonders am Wochenende strömen allerdings haufenweise Touristen aus dem Nordtiroler und Münchner Umland an. Die langen Staus auf der B2 haben teilweise schon Legendenstatus erreicht, daher empfehle ich den Zug 😉
Wir hatten ein Apartment in Garmisch-Partenkirchen gebucht und konnten daher bequem zu Fuß zur nächsten Haltestelle der Zahnradbahn laufen. Schon auf dem Weg dort hin hatten wir einen guten Blick auf den Waxenstein am Beginn des Zugspitzmassives.
Die Zahnradbahn kämpft sich schon auf den wenigen Kilometern zum Eibsee über so einige Steigungen. Kein Wunder: Auch wenn es auf den Landkarten vielleicht nicht so aussehen mag, liegt der See noch mal ganze 265 Meter höher als Garmisch-Partenkirchen.
Um und auf dem Eibsee
Am Eibsee angekommen haben es die Wanderer dann glücklicherweise deutlich einfacher als die Zahnradbahn. Der siebeneinhalb Kilometer lange Rundweg hat nur eine einzige Steigung an der Südseite, ansonsten geht es immer auf etwa gleicher Höhe nahe am Ufer entlang.
Die Landschaft zeigt sich je nach Tageszeit von verschiedenen Seiten. Früh morgens, wenn sich die Sonne noch nicht durch die Wolken gekämpft hat, die Badegäste beim Frühstück sitzen und der Tretbootverleih noch nicht geöffnet hat, liegt der See einsam da. Die Stille, das klare, ruhige Wasser, die Blau- und Grüntöne – all das erinnert auch an Bilder aus Kanada, Schweden oder anderen weiter nördlich gelegenen Gebieten.
Mit der aufgehenden Sonne verschwinden die Wolken und geben langsam den Blick auf das Zugspitzmassiv frei. Aus dem klaren Wasser wird eine strahlend blaue Fläche, Bäume und Sträucher erstrahlen in saftigem Grün.
Ein guter Zeitpunkt für eine Panoramaaufnahme von der Westseite 🙂
Mit den steigenden Temperaturen finden dann auch die Badegäste ihren Weg an den Strand. Der Eibsee befindet sich schon seit fast 150 Jahren im Privatbesitz der Familie Terne-Rieppel, welche auch das einzige Hotel in der Gegend betreibt. Einige Aktivitäten wie Angeln und Tauchen sind daher den Hotelgästen vorbehalten. Neben dem Restaurant können Tretboote und Stand-Up-Paddling-Boards ausgeliehen werden. Wer lieber andere fahren lassen will, kann eine Runde mit der „Reserl“ drehen – dem einzigen Motorschiff auf dem Eibsee.
Direkt neben der Eibsee-Station der Bayerischen Zugspitzbahn befindet sich auch die Talstation der Seilbahn Zugspitze. Die erst im Dezember 2017 neu eröffnete Bahn hält gleich drei Weltrekorde: für den längsten Abstand zwischen Stütze und Bergstation (3213 Meter), den größten Höhenunterschied zwischen Berg- und Talstation (1945 Meter), und für die höchste Stütze (127 Meter).
Im September 2018, nur wenige Tage nachdem diese Fotos entstanden waren, wurde die Bahn bei einer Notfallübung schwer beschädigt. Zum aktuellen Zeitpunkt (Ende November 2018) wurde der Betrieb immer noch nicht wieder aufgenommen. Der Gipfel kann derzeit von der deutschen Seite aus nur über die Zahnradbahn oder von der österreichischen Seiten aus mit der Tiroler Zugspitzbahn erreicht werden.
Mit Zahnradbahn und Gletscherseilbahn auf das Zugspitzplatt
Als die Zugspitze in den 1920er Jahren touristisch erschlossen werden sollte, hatte man noch keine Erfahrungen im Bau von kilometerlangen Seilbahnen. Statt dessen entschied man sich für eine Zahnradbahn, welche sich durch Tunnel im Berg an die Spitze arbeitet. Einen Bahnhof direkt am Gipfel traute man sich auch nicht zu, also endet die Zahnradbahn etwa 350 Meter weiter unten im Gletscher. Das letzte Stück legt man mit der Gletscherseilbahn oder zu Fuß zurück.
Die Rundfahrt mit den Zugspitzbahnen kann in beliebiger Richtung erfolgen. Entweder fährt man mit der Zahnrad- und Gletscherbahn nach oben und dann der Seilbahn wieder nach unten, oder eben einfach umgekehrt.
Wir hatten uns für die Bergfahrt mit der Zahnradbahn entschieden. Leider kann diese im Zeitalter gigantischer Panoramaseilbahnen nicht mehr mit den anderen Trasportmitteln zur Zugspitze mithalten. Ganze 43 Minuten dauert die Fahrt, aber auf der kurzen Strecke bis zum Eingangstunnel versperren Bäume die Sicht und dann sitzt man bis zum Gletscherbahnhof im Dunkeln. Ein kurzer Blick auf den Eibsee muss genügen.
Im Kontext des Klimawandels muss man „Gletscherbahnhof“ relativ sehen. Wo vor 100 Jahren noch ganzjährig Schnee und Eis lagen, findet man heute in den wärmeren Jahreszeiten fast nur noch Steine und Geröll. Die Skipisten sind von November bis Mai geöffnet. Den Rest des Jahres über kann der kalte Wind nur einige wenige Eisflächen zurückhalten.
Hier sieht man beispielsweise den Schneeferner, den größten noch existierenden Gletscher in Deutschland. Manche Experten stufen ihn aber schon nicht mehr als Gletscher ein, da er auf weniger als ein Drittel sein ursprünglichen Fläche zusammengeschrumpft ist. Zwischen 1993 und 2013 wurde der Schneeferner mit weißen Plastikplanen abgedeckt, um ihn vor der Sonnenstrahlung zu schützen. Genützt hat es leider nichts.
Der Gletscherbahnhof ist zugleich Restaurant, Hotel und Talstation der Seilbahn zur Zugspitze. Am Hang klebt das auffällige Gebäude der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus, in welchem sich unter anderem der Deutsche Wetterdienst eingemietet hat. Ein Stück vom Restaurant entfernt thront zudem Deutschlands höchstgelegenes Gotteshaus – die Kapelle Mariä Heimsuchung.
Die Kinder-Bob-Bahn hinter dem Restaurant ist im Winter kostenpflichtig, den Rest des Jahres über allerdings kostenlos benutzbar. Sicher keine falsche Entscheidung, es gäbe hier bis auf eine kleine Wanderung durch die Steinwüste auch sonst nicht viel zu tun. So eine kostenlose Schlittenfahrt haben wir uns dann natürlich auch nicht entgehen lassen… 😉
Nass und ausgepowert ging es weiter zur Gletscherbahn und dann nach ganz oben, zur Zugspitze.
Die Zugspitze
Was für ein Ausblick! Richtung Süden erstrecken sich die Gletscher, im Norden blickt man auf das 2.000 Meter tiefer gelegene Tal mit dem Eibsee hinab. An guten Tagen kann man von hier aus auf vier verschiedene Ländern blicken: Deutschland, Österreich, die Schweiz und sogar Italien 🙂
Nach all den Anstrengungen hatten wir uns eine Stärkung verdient. Wie wäre es mit der „Höchsten Rostbratwurst Deutschlands in der Semmel“? Für vier Euro pro Stück eigentlich ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass jede Wurst und jedes Brötchen erst mühsam mit den Bahnen nach oben gebracht werden muss 😯
Ja, vor einigen Jahren musste man hier noch seinen Reisepass mitbringen! Aber Spaß beiseite 🙂 Die offizielle Grenze zwischen Österreich und Deutschland verläuft zwar mitten auf der Zugspitze, kontrolliert wird hier aber schon lange nicht mehr.
Theoretisch könnte man mit der Seilbahn aus Deutschland auf die Zugspitze fahren und dann mit der österreichischen Bahn ins Tal (oder umgekehrt). Ganz billig wird das allerdings nicht: Die Berg- und Talfahrt kostet für Erwachsene auf der deutschen Seite 58 Euro, auf der österreichischen 46,50 Euro. Die Einzelfahrkarten auf beiden Seiten würden sich auf insgesamt 65 Euro summieren.
Je genauer man hinschaut, desto mehr wuselnde Touristen, Wanderer und Bergsteiger kann man irgendwann erkennen. Ein leistungsstarkes Zoomobjektiv mit nach oben zu schleppen hilft natürlich auch… 😉 Die kürzeste Route zur Zugspitze dauert neun Stunden und ist nur für die wirklich Mutigen geeignet. Die meisten Wanderer und Kletterer wählen statt dessen deutlich längere Routen, welche oft auch auf zwei Tage aufgeteilt werden.
Überraschung: Obwohl man schon in luftiger Höhe über allen anderen thront, befindet man sich immer noch nicht auf der eigentlichen Zugspitze. Diese liegt ein Stückchen weiter östlich und trägt ein goldenes Gipfelkreuz. Eigentlich dürften ja nur voll ausgerüstete Alpinisten den schmalen Grat überqueren und den Klettersteig bis zum Gipfelkreuz hinaufklettern. In Zeiten von Instagram schien das allerdings leider niemanden mehr zu interessieren… 🙁
Das Wort „Overtourism“ bekam bei unserem Besuch eine ganz neue Bedeutung. Männer, Frauen und Kinder drängten sich in allen Nischen, ungesichert, viele nur mit handelsüblichen Turnschuhen ausgestattet. Die Neuankömmlige versperrten den Rückkehrern den Weg zur sicheren Bergstation, es kam ständig zu gefährlichen Staus. Es ist wohl nur glücklichen Zufällen zu verdanken, dass es an dieser Stelle nicht häufiger zu Unfällen kommt!
Geschafft von den Anstrengungen des Tages, der Kälte und der dünnen Höhenluft machten wir uns wieder auf den Weg nach unten und zurück ins Apartment. Nächstes Mal erklimmen wir dann ein letztes Mal die Alpen, bevor wir uns auf den Weg in den Ostblock und zu einem Lost Place von geradezu… „strahlender“ Schönheit machen 😉
Wieder ein schöner Bericht.👍👍👍
Danke!
Auch wenn schon etwas länger her: Supertolle Bilder!