Korpinkierros-Rundweg | |||
Gebiet | Nuuksio-Nationalpark, Finnland | ||
Start | Besucherhütte beim Haukkalampi-See, Parkplatz bei Siikaniemi oder jede andere Stelle | ||
Ende | Besucherhütte beim Haukkalampi-See, Parkplatz bei Siikaniemi oder jede andere Stelle | ||
Strecke | 7,2 km | Dauer | ca. 4 h |
Aufstieg | ca. 60m | Abstieg | ca. 60m |
Einfach Frühling Sommer Herbst Winter |
Ihr seid in Helsinki und wollt dem Großstadttrubel für einen Tag entfliehen, ein Ausflug nach Porvoo ist euch aber auch zu stressig? Kein Problem 🙂 Gleich mehrere Nationalparks liegen nur etwa eine Stunde Autofahrt von Helsinki entfernt und laden zu kurzen oder auch ausgedehnten Wandertouren ein. Einer der bekanntesten davon ist der Nuuksio-Nationalpark, benannt nach dem gleichnamigen Stadtteil der Stadt Espoo.
Insgesamt sechs farbig ausgeschilderte Rundwege führen durch den Nuuksio-Nationalpark, die meisten davon nach Tieren benannt. Ich habe mich für den längsten davon entschieden, den knapp sieben Kilometer langen Korpinkierros (auf deutsch „Rabenrunde“). Dieser führt an gleich sechs Seen vorbei und ist mit der Farbe Gelb gekennzeichnet. Größere Erhebungen gibt es unterwegs keine, daher sollte der Rundweg auch für Familien mit Kindern kein Problem darstellen.
Als Startpunkte bieten sich entweder die Besucherhütte beim Haukkalampi-See oder der Parkplatz bei Siikaniemi an. Die Anreise gelingt am besten mit dem Auto, bei Siikaniemi gibt es aber auch eine Bushaltestelle, welche von Espoo aus mit den Linien 238, 238K und 242 erreichbar ist. Mit Bus und Bahn benötigt man von Helsinki aus etwa eineinhalb Stunden.
Lebensmittelgeschäfte gibt es keine, die nächsten befinden sich erst wieder in Espoo. Übernachten kann man auf den ausgewiesenen Campingplätzen, in den reservierungspflichtigen Schutzhütten und in den beiden „Laavus“ (an drei Seiten geschlossene Holzunterstände). In den Sommermonaten reicht aber teilweise auch einfach ein Schlafsack aus. Weitere Informationen und eine detailierte Karte findet man auf der offiziellen Webseite der Parkverwaltung.
Der Große Kolmoislammi
Ich habe bei Siikaniemi geparkt und bin den Rundweg gegen den Uhrzeigersinn gelaufen, meine erste Station war daher der Große Kolmoislammi-See. „Groß“ dewegen, weil es drei miteinander verbundene Seen gib, welche gemeinsam als Kolmoislammi (Drei Teiche) bezeichnet werden.
Der Große Kolmoislammi ist der größte der Seen entlang der Route und von schroffen Felswänden umgeben, welche wegen der fehlenden Wege nur eher schwer zugänglich sind. Dafür gibt es am östlichen Ufer einige Annehmlichkeiten, darunter eine reservierungspflichtige Schutzhütte und eine Toilette.
Natürlich war die Toilette nicht an die Kanalisation angeschlossen, sondern nur eine fast schon luxuriöse Komposttoilette. Ordentlich gezimmerte Hütte, Schaumstoff-Sitz, Torf, Toilettenpapier, alles da. Die Finnen wissen eben, wie man sowas richtig macht! 🙂
Am Ufer des Vähä Romlampi
Gleich neben dem Kolmoislammi liegt der der Vähä Romlampi. „Lampi“ wird mit „Teich“ übersetzt, im Finnischen scheint es aber keine so wirklich klare Unterscheidung zwischen „Lampi“ (Teich) und „Järvi“ (See) zu geben. Mancher Lampi ist vergleichsweise riesig, während es daneben auch eher kleine Järvi gibt. Der Vähä Romlampi ist tatsächlich das kleinste der Gewässer auf dem Rundweg, das lässt sich aber zumindest aus dem Namen nicht einfach so ableiten 🙂
Auf dem Weg zum 1,2 Kilometer entfernten Mustalampi-See muss der Rajakallo-Felsen überwunden werden. Aber keine Angst – wie so oft in Finnland geht es dabei nur um wenige Höhenmeter. Das Landschaftsbild veränderte sich allerdings umso deutlicher. Mit jedem Meter Höhe wurde die Vegetation karger und trockener. Die Pflanzen sind auf dem Felsen vom Grundwasser abgeschnitten und müssen mit dem bisschen auskommen, was nach dem Regen in den Felsspalten zurückbleibt. Besonders im extrem heißen Sommer 2018 ein großes Problem.
Der Mustalampi
Wenn es auf dem Rundweg ein perfektes Beispiel für ein Naturparadies gab, dann den Mustalampi (Schwarzer Teich). Für einen Teich ganz schön groß geraten 😯 Im Gegensatz zu den meisten anderen finnischen Seen befinden sich in der Mitte des Mustalampi kleine Inseln, welche von Vögeln und Insekten als Rückzugsgebiete und Brutstätten genutzt wurden. Hier flatterte, fleuchte und kreuchte es deswegen viel stärker als an den anderen Seen.
Das anwesende Federvieh – allen voran wie immer die Enten – schien aber auch so schon keine großen Berührungsängste mit den Badegästen und Wanderern zu haben.
An den dicht bewachsenen Ufern ging es zu wie in einem botanischen Garten. So viele Libellen und andere Insekten auf einem Fleck hatte ich zuletzt in Brest in Belarus vor die Linse bekommen. Am Mustalampi habe ich eine komplette Stunde nur mit Fotografieren verbracht 🙂
Haukkalampi
Der Haukkalampi (Falkenteich) mit der Besucherhütte und der kleinen Picknick-Insel liegt nur etwa einen halben Kilometer weiter. Hier wuselte es auch, allerdings vor Wassersportlern. Natura Viva, der Betreiber der Besucherhütte, bot neben Kayaks, Kanus, Ruderbooten und Standup-Paddling-Boards auch Mountainbikes mit überdimensionalen Rädern (Fatbikes) zum Verleih an. Natürlich zu finnischen Preisen. Kanus und Standup-Paddling-Boards kosteten 20 € pro Stunde, Ruderboote waren mit 25 € für zwei Stunden billiger.
Parallel dazu wurden auch geführte Touren und ganze Abenteuerwochenenden angeboten. Wer es ruhiger mag, lässt den Abstecher zum Haukkalampi also lieber weg.
Auf der kleinen Picknick-Insel gab es nur wenig zu sehen. Wahrscheinlich war die Natur vor dem Lärm zu den anderen Seen geflüchtet…
Weiter ging es zurück durch den dichten Wald, zum etwa einen Kilometer entfernten Kolmikulmalampi. Das Maskottchen des Nuuksio-Nationalparks, das Europäische Flughörnchen (Pteromys volans), war dabei leider nicht zu sehen. Das war allerdings auch kein Wunder. Nur etwa 500 der nachaktiven Tiere leben im ganzen Park.
Der Kolmikulmalampi
„Kolmikulmalampi“ bedeutet „Drei-Ecken-Teich“, aber egal wie ich die Ecken gezählt habe, in Summe waren es immer mehr als drei 😉 Nun ja, ein weiteres Mysterium finnischer Seenbenennung eben. Wenn man so viele Seen hat, dass es über 500 „Schwarze Seen“ (Mustlampi), mindestens drei „Schrott-Seen“ (Romulampi) und über 490 „Sch****e-Seen“ (Paskalampi/Paskolammi) gibt, darf man sich über vieles eben einfach nicht wundern 😉
Dafür wurde ich mit einem wunderschönen Ausblick entschädigt, und von hier aus ging es fast nur noch ebenerdig durch den Wald.
An der Westseite des Sees schließt eine große Feuchtwiese an, welche den Wanderweg kreuzt und sich dann weiter nach Norden zieht. Hier konnte ich die Natur ungestörter als am Mustalampi beobachten, allerdings musste ich mich dafür auch deutlich mehr anstrengen. Ein falscher Schritt und mindestens ein Schuh versank im Wasser…
Der Holma-Saarijärvi
Der See scheint nach der kleinen Holma-Insel benannt zu sein, einem beliebten Ausflugsziel. Es gibt gleich zwei öffentliche und kostenlose Campingplätze: einen am westlichen Ende des Sees und einen auf der Insel. Der Holma-Saarijärvi gilt als eines der schönsten Ziele im ganzen Nationalpark, die Plätze sind daher vor allem an Sommerwochenenden gerne etwas voller.
Der weitere Weg führte dann noch kurz am mittleren der drei Kolmoislammi-Seen vorbei. Dieser ähnelte dem Kolmikulmalampi so sehr, dass ich hinterher Schwierigkeiten hatte, die Bilder auseinanderzuhalten. Ab hier ging es dann nur noch durch den dichten finnischen Wald zurück zum Startpunkt.
Diese wirklich schöne Wanderung kann ganzjährig unternommen werden. Neugierig geworden auf Finnland? In der entsprechenden Kategorie gibt es weitere Artikel aus dem Land im hohen Norden, darunter auch weitere Wandertouren 🙂
Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.