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Die Hölle befindet sich irgendwo in Finnland, zumindest wenn man der finnischen Folklore Glauben schenkt. Etwa 60 Kilometer nördlich von Tampere und 15 Kilometer von Ruovesi liegt der Iso Helvetinjaervi (Großer Höllensee), welcher zusammen mit einigen anderen Seen den Helvetinjaerven kansallispuisto (Höllensee-Nationalpark) bildet. Achtung: Ein weiterer Helvetinjaervi liegt nur 15 Kilometer südlich von Tampere. Bei über 180.000 Seen in ganz Finnland existieren viele Namen eben mehrfach…
Ein ganzes Netz aus Wanderwegen zieht sich durch die dichten Wälder und grünen Feuchtwiesen des Parks, vorbei an schmalen und tiefen Seen, über hohe Klippen und durch einige Schluchten. Die natürliche Schönheit und vor allem die großartige Aussicht von den Klippen faszinieren die Besucher schon seit Jahrhunderten, viele Künstler ließen sich hier inspirieren.
Der vorgeschlagene, knapp viereinhalb Kilometer lange Rundweg führt entlang des Helvetistä Itään Nature Trail in angenehmen zwei Stunden vom Parkplatz an der Helvetinkoluntie zur Helvetinkolu (Höllenschlucht), hinunter zum See und auf dem Rückweg durch zwei große Feuchtwiesen. In der Helvetinkolu ist etwas Trittsicherheit gefragt, es führt alternativ aber auch ein Wanderweg hinunter an den See.
Erste Etappe: Zur Helvetinkolu
Vom Startpunkt am Parkplatz aus führt zuerst ein etwa 300 Meter langer Schotterweg in den Wald, bevor die eigentlichen Wanderwege beginnen.
Obwohl der Nationalpark sehr bekannt und beliebt ist, hat man hier auch an schönen Sommertagen weitestgehend seine Ruhe. Finnland hat nur 5,5 Millionen Einwohner, nach Tampere verirren sich nur wenige Touristen, und der Helvetinjaerven-Nationalpark liegt noch mal eineinhalb Autostunden weiter nördlich. Was hier noch an Besuchern ankommt, verteilt sich sehr, sehr schnell.
Auf den ersten zwei Kilometern wandert man durch den für Finnland typischen, ursprünglichen Nadelwald. Rote und grüne Farbtöne dominieren das Bild. Das Land ist wild und hügelig, aber Metsähallitus, der staatliche Betreiber der finnischen Nationalparks, hat gut vorgesorgt. Die Wege sind gut in Schuss, Holztreppen führen über die wenigen Steigungen.
Nach etwa zwei Kilometern erreicht man die Klippen über der Helvetinkolu-Schlucht. Von hier aus hat man einen guten Ausblick auf den Iso Helvetinjaervi und die zerklüftete, karge Landschaft. Diese wurde durch die Gletscher geformt, welche bis vor etwa 10.000 Jahren das gesamte heutige Finnland bedeckten.
Das Schmelzwasser formte das Land später noch weiter. Die gesamte Ostsee war beispielweise ein großer Schmelzwassersee, welcher vor etwa 7.000 Jahren zur Nordsee durchbrach.
Zweite Etappe: Durch die Helvetinkolu
Die Schlucht befindet sich am südlichen Ende des Sees. Sie ist zwar nur etwa 40 Meter lang, aber vergleichsweise steil. Besonders am unteren Ende ist Trittsicherheit gefragt.
Die Helvtinkolu diente früher unter anderem als Falle für die Wolfsjagd. Jugendliche versammelten sich hier an Wochenenenden, um als Mutprobe über die an einigen Stellen nur zwei Meter breite Schlucht zu springen.
Wer sich nicht in die Helvetinkolu traut, kann den Felsspalt statt dessen auch mit Hilfe einer Brücke überqueren und dann über Wege und Treppen zum See hinunter wandern.
Dritte Etappe: Der Iso Helvetinjaervi
Unten angekommen erreicht man zuerst eine kleine, mit einem Holzofen, Bänken und Tischen eingerichtete Tageshütte. Diese stammt noch aus den 1920er Jahren und ist damit fast 100 Jahre alt. Hier soll schon der finnische Maler, Architekt und Designer Akseli Gallen-Kallela eingekehrt sein.
Direkt vor der Tageshütte liegt der nur etwa 30 Meter tiefe und höchstens 350 Meter breite, aber drei Kilometer lange Iso Helvetinjärvi. Im Umkreis befinden sich viele weitere Seen, darunter der etwa eineinhalb Kilometer weiter südlich gelegene Haukkajärvi mit dem berühmten roten Sandstrand.
Zurück nach oben geht es entweder wieder über die Helvetinkolu oder die Treppen und Wege. Wer nicht schon wieder zurück zum Parkplatz möchte, kann auf dem Europäischen Fernwanderweg E6 entweder die knap 1.000 Kilometer bis nach Kilpisjärvi in Lappland oder die etwa 5.000 Kilometer nach Alexandroupolis in der Türkei wandern 😉
Vierte Etappe: Durch die Feuchtwiesen
Feuchtwiesen sind sehr typisch für die finnische Landschaft. In den Fels geschliffene, meist nur sehr flache und mit Erde gefüllte Senken werden durch das Grundwasser oder Regen regelmäßig oder gleich dauerhaft überschwemmt. Je nach Ort tut man sich schwer, eine Feuchtwiese von einem Sumpf zu unterscheiden, und ein falscher Schritt endet oft mindestens mit einem nassen Schuh. Man sollte daher lieber auf den befestigten Wegen bleiben 😉
Bäume können in den Feuchtwiesen meist nicht wurzeln, aber Gras, Binsen, Seggen, Moose und Farne trotzen der hohen Feuchtigkeit. Vögel, Insekten und Amphibien halten sich hier gerne auf. Auch Bären werden hier oft gesehen, was unsere Begleiterin nur bestätigen konnte.
Eine wirklich schöne und kurze Wanderung für einen Sommer- oder Herbsttag. Weitere Wandertouren findet ihr in der entsprechenden Kategorie 🙂
Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.
…sehr schön beschrieben mit karte – einfach tolle informationen und großartige bilder – drei mal daumen hoch 😉
Vielen Dank für das Lob 🙂