This post is also available in English. Mehr Artikel über Deutschland gibt es hier!
Wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir während eines Spaziergangs an diesem Gebäude vorbeikamen. Ein echter Lost Place, mitten in einem Wohngebiet, quasi vor unserer Haustür. Ein Schild und einige Absperrungen an den Fenstern wiesen zwar auf einen Wachdienst hin, dieser schien aber schon seit einiger Zeit nicht mehr vorbei gekommen zu sein. Die Tür stand einfach offen.
Offensichtlich handelte es sich um eine ehemalige Fabrik, allerdings konnten wir auch nach längerer Recherche nicht in Erfahrung bringen, was hier genau vor sich gegangen war. Besonders verwirrend waren die Beschriftungen an den Wänden. Welches Unternehmen hatte im nördlichen Schwarzwald produziert, aber vorausgesetzt, dass die Mitarbeiter Französisch sprachen? Was war hier hergestellt worden? Wann hatte man den Betrieb eingestellt? Die Antworten auf diese Fragen sind immer noch offen.
Der Hauptraum war wohl schon vor langer Zeit geräumt worden. Den Beschriftungen nach hatten sich hier mehrere Produktionsstationen befunden. Einige davon schienen mit Rohren verbunden gewesen zu sein. Ich nehme an, dass der Rückbau von einem professionellen Unternehmen durchgeführt wurde – Buntmetalldiebe hätten hier wohl deutlich stärker gewütet. Möglicherweise sollte das Gebäude wieder verkauft oder vermietet werden und man konnte keinen Interessenten finden?
Auf der anderen Seite des großen Raumes ging es in den Hauptgang, von welchem mehrere kleine Räume abzweigten. Wahrscheinlich war hier auch der Haupteingang gewesen und wir hatten nur einen Nebeneingang erwischt.
Glücklicherweise hatte ich an diesem Tag meine komplette Fotoausrüstung dabei, sonst hätten wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorbeikommen müssen. Bis auf einige spielende Kinder, welche sich kurz in der Ruine umsahen, blieben wir ungestört.
Schächte im Boden, seltsame Markierungen an den Wänden… zwei weitere Räume mit ungeklärter Funktion. Nur eines ließ sich mit Sicherheit feststellen: Danny war hier gewesen 😉
Entweder schien der Wachdienst seine Aufgabe doch besser erfüllt zu haben, als wir dachten, oder das Gebäude war in der hiesigen Graffiti-Szene noch nicht bekannt. Sonst wären die Wände wohl in einem deutlich schlechteren Zustand gewesen.
Auf beiden Seiten des Gebäudes führten Treppen zum Dachboden. Dieser schien zumindest teilweise als Lager verwendet zu worden sein. An einer der Treppen fand sich diese Luke, durch welche wahrscheinlich mit Hilfe eines Flaschenzuges Lasten nach oben befördert werden konnten.
Ob sich der schöne Teppich wohl schon immer hier oben befunden hatte? Der Rest des Gebäudes war fein säuberlich geräumt worden, möglicherweise hatten ihn also erst spätere Besucher mitgebracht. Von diesen schien es so einige gegeben zu haben. Zumindest hatten sie überall Spuren in Form von Glasscherben und Chipstüten hinterlassen, und der Teppich hatte die eine oder andere Brandspur…
Wie immer verschwanden wir so leise, wie wir gekommen waren, und hinterließen nichts außer Fußspuren…
Viele weitere Bilder von Lost Places findet ihr in der entsprechenden Kategorie.
Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.