Auf den Affen gekommen in Iwatayama

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Wer meinen Artikel zu Kyōto gelesen hat, hat in der ganzen Eile vielleicht gar nicht gemerkt, dass ich eines meiner Ziele komplett unterschlagen habe: Den Iwatayama Affenpark (嵐山モンキーパークいわたやま) in Arashiyama. Dieser liegt auf einem Hügel im Westen Kyōtos und ist vom Ichitanimunakata-Schrein (櫟谷宗像神社) aus über einen steilen Wanderweg zu erreichen. Die Anfahrt gelingt am schnellsten über einen der gleich drei Bahnhöfe von Arashiyama.

Der Eintrittspreis lag bei 550 Yen (ca. 4,20 Euro). Von Oktober bis Mitte März bleibt die Anlage geschlossen, und an den schönen Sonnentagen im Sommer sollte man zusätzlich beachten, dass die Kasse schon um 16:00 Uhr schließt. Der Aufstieg durch den Wald und entlang eines Flusses zieht sich über 160 Höhenmeter und dauert 20 bis 30 Minuten, gefühlt ging es aber schneller.

An einigen Stellen waren einige menschliche Kletterkünstler noch dabei, die vom Supertaifun verursachten Schäden wegzuräumen. Sicher kein langweiliger Job!

Oben angelangt tauchten auch sofort die ersten Tiere auf. Eine Gruppe von etwa 120 wilden Japanischen Makaken lebt im Affenpark, hat sich aber bestens mit den Besuchern arrangiert.

Verkehrte Welt: Wer ist hier eigentlich das Zootier? 😉

Für 100 Yen pro Packung (ca. 75 Euro-Cent) konnte man klein geschnittenes Obst zur Fütterung kaufen, um welches die Makaken mit nicht enden wollender Geduld bettelten. Das Mitbringen von Essen ist natürlich wie in allen anderen Zoos nicht erlaubt.

Bei der Fütterung wurde allerdings auch ab und zu klar, warum die Menschen hier hinter Gittern saßen. Nicht jeder Streit ums Futter ging friedlich aus, mancher Kampf wurde ein Mal rund um die Hütte ausgetragen. Makaken haben nicht nur starke Muskeln, sondern auch ein Gebiss mit vier langen, scharfen Reißzähnen und können Menschen damit problemlos erhebliche Verletzungen zufügen. Im Extremfall können Primaten auch Krankheiten wie Hepatitis oder Polioviren übertragen.

Als Besucher tut man also gut daran, sich an die Verhaltensregeln zu halten und die Tiere nicht unnötig zu reizen. Anfassen ist tabu, vor den Tieren in die Hocke gehen und ihnen in die Augen schauen auch. Die Einhaltung des geforderten Sicherheitsabstands von drei Metern war aber zugegebenermaßen kaum möglich. Interessante Objekte wie Flaschen, Brieftaschen und Smartphones sollte man nicht offen herumtragen und besser im Rucksack verstauen. Wichtig für Fotografen: Das laute Verschlussgeräusch von Spiegelreflexkameras kann ebenfalls die Neugier der Tiere wecken, weswegen das Fotografieren beim Auf- und Abstieg möglichst zu unterlassen ist. Die Affen sollen schließlich oben bei der Hütte bleiben und nicht weiter unten unbeobachtet durch den Wald turnen.

Glücklicherweise hatten die Affen bei meinem Besuch entweder schon ausgiebig gefrühstückt oder waren aus anderen Gründen ruhig. An allen Ecken wurde gechillt und gedöst, was das Zeug hielt.

Aus 160 Metern Höhe hatte man einen guten, wenn aber auch nicht wirklich schönen Ausblick auf Kyōto. Die Stadt ist zwar voller historischer Gebäude, beherbergt gleichzeitig aber auch über 1,5 Millionen Menschen. Von oben gesehen gehen die vielen schönen Flecke zwischen den Betonbauten unter.

Im nahen Waldstück turnten die jungen, noch etwas scheueren Jungtiere fröhlich herum und beobachteten die vielen Zweibeiner. „Echte“ Namen tragen die Jungen keine, bei über 120 Tieren und ständigem Nachwuchs wäre es aber wohl auch recht schwierig, diese alle zu dokumentieren und im Kopf zu behalten. Damit die Tiere trotzdem identifiziert werden können, haben sich die Mitarbeiter ein Schema aus Familiennamen und Abstammungslinien ausgedacht.

Nach der Eröffnung im März 1957 hatten die ersten Affen zunächst noch Namen erhalten, danach wurde nur noch das Geburtsjahr eines Tieres verwendet. Affendame Mino hatte z.B. 1979 ein Junges bekommen, dieses hieß offiziell „Mino-79“. Mino-79 bekam 1991 und 1993 selbst Nachwuchs, dieser hieß dann Mino-79-91 und Mino-79-93. Ein einfaches System, aber in 100 Jahren dürften die Namen dann wohl relativ sperrig werden 😉

Im Gegensatz zu vielen anderen Tierparks in Asien gebe ich für den Iwatayama Affenpark eine klare Besuchsempfehlung ab 🙂

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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