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Als ich nach einem langen Tag voller Regen, Wellen, Taifunen und todesverachtenden Japanern abends durch Fukuoka spazierte, war mir ein Schild aufgefallen: „Oktoberfest Fukuoka, 20. bis 29. Oktober 2017“. Da ich nicht wirklich erwartet hatte, so fern von der Heimat über so viel deutsche Kultur zu stolpern, machte ich mich auf zum Veranstaltungsort im Reisen Park (冷泉公園).
16 verschiedene Biersorten vom Fass, typisch deutsche Unterhaltung und typisch deutsches Essen sollte es hier geben – zumindest versprach das die Webseite. Nun ist es ja nicht so, dass die Japaner keine Ahnung von deutscher Kultur hätten. Der japanische Baumkuchen hat das deutsche Original beispielsweise mittlerweile übertroffen. Aber Bier, Festzelt, Trachten und Würste? Da sollte ich doch wohl lieber mal nachkontrollieren…
Nun gut, ich schien den Japanern etwas unrecht getan zu haben. Das sah doch schon mal ganz ordentlich aus! Einige japanische Brauereien waren auch vertreten, warben aber immerhin damit, „German Style Beer“ zu brauen.
Das Oktoberfest Fukuoka fand 2017 übrigens bereits zum achten Mal statt. Ähnliche Veranstaltungen, darunter z.B. auch Maibaumfeste, das „Weltbierfestival“ oder generelle „Bierfeste“, gibt es das ganze Jahr über in vielen weiteren japanischen Städten. Beispielsweise werden alleine im März und April 2018 „Oktober“feste in Yamaguchi, Hibiya, Odaiba, Moji, Nara, Ogura, und Hitachi ausgerichtet.
Im und rund um das Festzelt sah auch alles recht originalgetreu aus. Teile des Personals waren aus Deutschland eingeflogen oder aus unter den in Japan lebenden deutschen Studenten rekrutiert worden, und an den Tischen mischten sich alle Nationalitäten.
Natürlich ließen sich nicht ausreichend Deutsche finden, um das ganze Oktoberfest auszustatten, also wurden kurzerhand Japaner in mehr oder weniger komplette Trachten gesteckt – was in einigen Fällen sogar recht gut funktioniert hat.
Mal ehrlich: Wer hätte auf den ersten Blick gesehen, dass die Edelweißkapelle (kein Scherz, die Band hat sogar die Domain www.edelweisskapelle.jp) aus Japanern besteht? Wer Zeit hat, kann sie beim Maibaumfest am 28. und 29. April in Osaka live sehen 😉
A-Ha! Wusste ichs doch. Wer den bekannten Biermischgetränken wie Bananenweizen, Desperados (mit Tequila-Aroma), Krombacher mit Energy-Drink und Drachenfruchtaroma oder all den anderen Varianten schon nichts abgewinnen kann, sollte jetzt lieber nicht weiterlesen. Denn die Japaner kennen offensichtlich keinerlei Grenzen. Eine Warnung: Orange und Litchee waren noch die guten Sorten…
Warum dieses Mandarinenweizen wohl das „Secret Beer“ war?
Zitrone und Apfel kann ich mir ja noch halbwegs vorstellen. Bei Trauben hört der Spaß auf, und was eine „Crushed Ice Weisse Rainbow“ sein soll, will ich gar nicht wissen. Dem Bild nach enthält das Glas Eiswürfel, Bier und alle Farbstoffe aus einer Packung M&Ms. Lecker! Bei etwa 1.000 Yen (ca. 7,60 Euro) für einen halben Liter und bis zu 3000 Yen (fast 23 Euro) für eine Maß auch kein sonderlich günstiger Spaß 😯
Aber auch das Essen entpuppte sich bei genauem Hinsehen als nicht unbedingt „typisch Deutsch“. Zumindest ist mir diese seltsame Kombination aus Gyros-artigem Fleisch und langen Pommes nicht bekannt… 😉
Eine freudige Überraschung: Zapfhähne der Raffeiner GmbH, zufällig der Familienbetrieb meines Vaters, Bruders und Onkels 🙂
Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.