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Meine Reiseroute innerhalb Japans findet ihr hier.
Wegen der schlechten Wettervorhersage hatte ich alle Tagesausflüge ab Tokio direkt an den Anfang meiner Japan-Rundreise gelegt. Eine sehr gute Entscheidung, denn so konnte ich in Enoshima, Hakone und Kamakura bei gutem Wetter durch die schönen Landschaften wandern und im Freien die Aussicht, die Tiere und die Bauwerke bewundern. Zurück in Tokio wurde das Wetter auch genau wie vorhergesagt sofort schlechter, aber immerhin gibt es in so einer Stadt ja genug Möglichkeiten zum Unterstellen…
Da Tokio mit seinen knapp 38 Millionen Einwohnern nicht in einen einzigen Artikel passt und die Stadt tagsüber völlig anders wirkt als nachts, habe ich mich entschlossen, die Fotos in genau diese beiden Kategorien aufzuteilen: Tag und Nacht.
Harajuku (原宿)
Offiziell ist die Gegend um den Bahnhof Harajuku (原宿駅) kein Stadtteil, sondern gehört zum Stadtteil Jingumae (神宮前) des Stadtbezirks Shibuya (渋谷区). Im Westen erstreckt sich der Yoyogi-Park (代々木公園), im Osten bilden einige Straßen eines der wichtigsten Modezentren Japans. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene fühlen sich hier wohl, am Wochenende sind die Straßen so vollgestopft wie sonst kaum ein Ort in der Stadt.
Neben den vielen Modeläden gibt es auch endlose Reihen von Cafés, Restaurants und Verkaufsständen. Ganze 75 Variationen von Crêpes hatte zum Beispiel allein dieser Verkaufsstand im Angebot, von der einfachen Variante mit Erdbeeren und Sahne bis zur voll ausgestatteten Thunfischpizza…
Harajuku war besonders im Ausland immer für die vielen Cosplayer auf den Straßen bekannt. Besonders die Brücke zwischen dem Bahnhof und dem Eingang des Yoyogi-Parks war Sonntagnachmittags der größte regelmäßige Treffpunkt in ganz Japan. Zeitweise soll es dort wohl mehr Fotografen als Cosplayer gegeben haben.
Mittlerweile scheint die Begeisterung für Cosplay stark nachgelassen zu haben. Ich war pünktlich am Sonntag Nachmittag zur Stelle, bin aber nur einigen wenigen Cosplayern über den Weg gelaufen. Und nicht nur das: Weniger Jugendliche in Fantasiekostümen, mehr Frauen mittleren Alters beim Rockabilly… 😯
Ein besonderer Blickfang waren diese beiden „Roboterjungen“. Eine schweißtreibende Tätigkeit, aber immerhin gut entlohnt 🙂
Meiji-Schrein (明治神宮)
Dieser Schrein ist den Seelen des Meiji-Tennō und seiner Frau gewidmet, begraben wurden die beiden aber in Kyoto. Er gehört zu den Chokusaisha (勅使参向の神社), jenen fünfzehn Schreinen, welche einen besonderen Abgesandten zu besonderen Festen der Kaiserfamilie schicken dürfen. Allerdings dürfen einige davon dieses Privileg nur alle sechs oder sogar nur alle zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Ich hatte wieder mal besonders Glück, während meines Besuches fand eine Shintō-Hochzeit statt. Neben Braut und Bräutigam tragen wohl vor Allem die Kinder der Gäste bei solchen Gelegenheiten die traditionellen Kimonos. Ein schöner Anblick!
Wie in Kamakura gab es auch hier wieder mehrere Regale mit Kazaridaru (飾り樽), Fässern für den während der religiösen Feiern servierten Sake (酒, Reiswein), zu sehen.
Der Ueno-Park (上野公園)
Diese gigantische Parkanlage liegt mitten in Tokio im Stadtteil Taitō (台東区), nach welchem übrigens auch ein bekannter japanischer Hersteller von Computerspielen benannt wurde. Ihr kennt doch sicher alle Space Invaders oder Bubble Bobble?
Wieder eine Parallele zu Kamakura: einen Kimono ausleihen und sich für einen Tag wieder wie im 13. Jahrhundert fühlen. Ob Plastikbecher mit Hochprozentigem früher auch dazugehörten, weiß ich nicht mit Sicherheit, aber wenn es in Tokio einen Ort gibt, an welchem man sich wie damals fühlen kann, dann ist es der Ueno-Park. Ab hier einfach zurücklehnen und die Farben und die Stimmung wirken lassen 🙂
Auch die Natur konnte es locker mit den Farben der von Menschen geschaffenen Bauten aufnehmen. Obwohl es schon Mitte Oktober war, blühte, summte und flatterte es noch überall. Kein Wunder – Tokio liegt so weit südlich, dass die Tagesdurchschnittstemperatur im Oktober noch bei sagenhaften 22 Grad liegt! 😯
Kleiner als Eichhörnchen, aber genau so frech und gierig: Spatzen. Der weltweite Bestand des Haussperlings (so heißen Spatzen eigentlich) beträgt übrigens geschätzte 500 Millionen Vögel, das entspricht grob der Einwohnerzahl der USA plus jener von Bangladesch.
Wer allerdings – so wie ich – das Gefühl hat, dass Spatzen einfach überall in Massen leben, liegt falsch: in Westeuropa sind die Bestände so stark zurückgegangen, dass der Spatz in manchen Regionen eine bedrohte Art ist. Was diese Gesellen hier allerdings wenig zu interessieren schien. Kostenloser Reis ist nun mal eine ernste Angelegenheit!
Und mit diesem Sonnenuntergang verabschiede ich mich bis „in ein paar Stunden“, wenn es dann heißt: Tokio bei Nacht! 😉
Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.