Train to Busan

This post is also available in English. Mehr Artikel über Südkorea gibt es hier!

Nach den letzten beiden Busfahrten war ich nicht besonders scharf darauf, den letzten Abschnitt der Südkorea-Reise schon wieder mit einem Bus zurückzulegen. Also fuhr ich mit dem Zug von Gyeongju nach Busan. Moment mal, Train to Busan? War da nicht was? Na hoffentlich geht das dieses Mal auch ohne Zombies… 😉

Wie im Übersichtsartikel zu Südkorea schon erwähnt, wird das Eisenbahnnetz von Korail betrieben. Es gibt einen Hochgeschwindigkeitszug, den KTX, dieser fährt aber nur auf den Abschnitten Incheon-Seoul-Jije-Osong, Suseo-Jije, Osong-Mokpo und Osong-Busan. Der Rest des Landes wird mit dem befahren, was man in Deutschland wahrscheinlich als „Bummelzug“ bezeichnen würde.

Absurderweise kann man mit dem KTX aber auch länger unterwegs sein als mit dem Bummelzug. In Gyeongju führt die KTX-Strecke nicht durch die Stadt, sondern läuft etwa elf Kilometer davon entfernt vorbei. Man kann also nicht am Hauptbahnhof in der Innenstadt einsteigen und ist in 35 Minuten in Busan, nein, man muss sich erst zum KTX-Bahnhof Singyeongju (신경주역, ein Flughafenähnliches Gebäude mitten auf einem Feld) vorarbeiten. Mit dem Bus dauert die Fahrt dort hin ganze 40 bis 50 Minuten.

Der Bummelzug dagegen fährt direkt vom Hauptbahnhof in einer Stunde und vierzig Minuten nach Bujeon (einem der Bahnhöfe von Busan) und kostete mit 6.600 Won (ca. fünf Euro) etwa halb so viel wie der KTX. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat, aber es passt eigentlich ganz gut in die „koreanische Logik“…

Zugtickets kann man ausnahmsweise auch mit ausländischen Kreditkarten direkt auf der Korail-Webseite kaufen. Der Bestellprozess ist etwas rudimentär, ich wurde z.B. nicht wie üblich auf die Website des Kreditkartenunternehmens weitergeleitet und musste auch nichts bestätigen, aber am Ende wurde der Betrag abgebucht und das Ticket war gültig.

Ich war mal wieder der einzige Ausländer im Zug. Schön anzusehen war die Strecke nach Busan leider nicht, auf der ganzen Länge versperrten immer wieder riesige Wohnblöcke mit zwanzig und mehr Stockwerken die Aussicht, gerne mitten auf freier Fläche. Das schlechte Wetter tat sein Übriges. Immerhin gab es durch die eine oder andere Industrieanlage etwas Abwechslung.

Unterkunft und Transport

Eine echte Innenstadt gibt es in Busan etwa genau so wenig wie in Berlin. Das Stadtgebiet zieht sich innerhalb eines Durchmessers von über 20 Kilometern in verschiedene Richtungen durch Täler oder an der Küste entlang. Von A nach B zu kommen ist wirklich kein großer Spaß. Die Metro hat nur vier Linien, bedient damit aber unglaubliche 114 Stationen auf 116 Kilometer Streckenlänge. Das bedeutet: Da, wo man sich aufhält, ist entweder gar keine Metro-Haltestelle, oder diese ist im Schnitt mindestens einen Kilometer weit weg. Umsteigen ist nur an einigen wenigen zentralen Punkten möglich. Gute Planung war also sehr wichtig.

Eine Einzelfahrt kostete wie in Seoul 1300 Won (ca. einen Euro), wer länger bleibt sollte sich aber auch hier wieder eine aufladbare Hanaro Card (하나로카드) besorgen. Wer aus Seoul kommt, kann seine T-Money Card in Busan weiter verwenden (und umgekehrt), aber T-Money kann in Busan nur an einigen wenigen Automaten aufgeladen werden. In der Metro gibt es übrigens eine fahrende Bibliothek, Bücher können während der Fahrt aus einem Regal genommen und gelesen werden. Leider war mir das nicht aufgefallen, bis es schon zu spät war.

Yangsan und Jangsan, eines am einen Ende der Linie und eines am Anderen. Zwei der vielen Gründe, warum man in Südkorea lieber auf Geschriebenes und nicht auf Gesprochenes vertrauen sollte…

Genau wie in Seoul waren auch in Busan die großflächigen Anzeigen für Schönheitsoperationen allgegenwärtig. Kinn anspitzen, Augen weiten, alles nur eine Frage des Geldes!

Geschlafen habe ich für drei Nächte im Grand Motel in Nampo-dong (남포동). Von „Grand“ konnte man bei der veralteten Zimmerausstattung kaum sprechen, und für 33 € pro Nacht gab es nicht mal ein Frühstück, aber die Lage war perfekt. Das Hotel liegt nur 50 Meter von der Gwangbok Shopping Street (광복로문화패션거리) in der Nähe der Metro-Haltestelle Nampo-Dong, des Jagalchi-Fischmarkts (부산 자갈치시장), des Gukje-Marktes (남포동 국제시장), des Busan Towers (부산타워) und des Lotte-Einkaufszentrums (롯데마트 부산점). Viel besser kann man es sich nicht aussuchen.

Wer mehr Wert auf Strand, Party und bekannte Hotelketten legt, geht zum Haeundae Beach (해운대해수욕장), aber dieser ist 15 Kilometer und 40 Minuten Fahrt mit der Metro von Nampo entfernt.

Stadtleben

Busan ist mit über 3,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes, im näheren Umkreis lebt noch mal eine weitere Million Menschen. Der Containerhafen gehört zu den zehn wichtigsten der Welt, und auch sonst geht es in der Stadt hauptsächlich um Wirtschaft und Konsum. Fast alle Strände sind mit Betonburgen zugepflastert und die Aussicht durch große Brücken verbaut. Der Shinsegae Centum City Department Store (신세계백화점 센텀시티점) steht sogar als größtes Kaufhaus der Welt im Guinness Buch der Rekorde!

In Punkto Chaos konnte Busan locker mit Seoul mithalten, vor Allem im Bereich des Gukje-Marktes. Endlos zogen sich Läden und Stände durch ein Netz aus winzigen, verwinkelten Straßen. Selbst mit einer Karte und einer Liste von Adressen bewaffnet war es schwierig, sich zurecht zu finden. Dafür gab es hier aber alles, was man sich vorstellen konnte, das Essen war wirklich gut, und der Regen fiel nicht zu negativ auf.

Der Charme von Busan zeigte sich eher nachts – dann war von dem ganzen Beton, dem Verkehr, dem Smog und dem Regen eben einfach nicht mehr so viel zu sehen.

Die Südkoreaner sind übrigens, wie die meisten Asiaten, sehr abergläubisch. Aberglaube Nummer Eins: Der Freundin bzw. Frau niemals Schuhe kaufen, sonst läuft sie weg.

Hunger!

Erstaunlicherweise habe ich in Busan sehr viel besser gegessen als im Rest von Südkorea. Vom Gwangjang Market in Seoul war ich ja sogar regelrecht enttäuscht gewesen, weil dort fast alle genau die selben fünf Gerichte verkauft hatten. In Busan war das Angebot einfach viel reichhaltiger, kreativer und auch günstiger.

Es ist für Ausländer kaum möglich, die ganzen koreanischen Tischregeln einzuhalten. Es gibt einfach viel zu viele. Wenn man alleine isst, werden einige auch einfach völlig unmöglich: Man darf sich z.B. nie selbst einschenken…

Ah, Hühnerfüße, die Delikatesse des Asiaten…. Interessant auch die Kombination mit Lamm.

Aberglaube Nummer Zwei: Dem Freund bzw. Mann im Restaurant niemals Geflügel (besonders keine Chicken Wings!) bestellen, sonst „fliegt“ er weg.

Wenn der Koreaner eines kann, dann grillen. Allerdings würde ich Würstchen weiterhin den Deutschen überlassen.

So richtig verrückt wird es allerdings bei den Nachspeisen und Süßigkeiten. Was diese Blase hier genau ist, konnte ich nicht feststellen, aber es scheint sich um eine Art Variante des Bubble Teas zu handeln, welche man aus der Schale löffelt.

Waffeln mit Dosenfleisch (Spam). Ürgs. Dass die Südkoreaner Spam mögen, war ja schon in den anderen Artikeln zu lesen, aber diese Kombination ist dann doch vielleicht etwas zu viel des Guten.

Heißt der Inhaber wirklich so, oder dachte da jemand, man könne sich den Seitenhieb auf Nordkorea erlauben? Immerhin liegt Busan so weit weg von der Demilitarisierten Zone wie nur möglich… 😉

Leider hat die ganze Schlemmerei auch ihre Schattenseiten. Der ganze Müll wurde einfach wie immer auf die Straße gekippt, die Beseitigung übernahmen wie immer alte (vermutliche ungelernte) Männer. Besonders nachts waren sie überall mit ihren Karren zu sehen, hoch beladen, manchmal so alt und gekrümmt, dass mir nur noch der Ausdruck „Zu Tode gearbeitet“ einfiel 🙁

Regenblues

Eigentlich wollte ich mit Bus und Zug ein bisschen das Umland abklappern, vielleicht in den Hallyeohaesang National Park (한려해상국립공원) oder nach Hadong (하동군) fahren, aber das Wetter war einfach zu schlecht. Also habe ich mich auf das Stadtgebiet beschränkt und versucht, die Stimmung mit der Kamera einzufangen, zum Beispiel im Taejongdae Park (태종대유원지).

Die Diamantenbrücke (광안대교) vor dem Gwangalli Beach (광안리해수욕장).

Die Songdo-Seilbahn (송도 해상 케이블카) vom Songdo Beach (송도해수욕장) aus gesehen.

Im nächsten Artikel wird von zwei weiteren, besonderen Attraktionen in Busan zu lesen sein 😉

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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