72 Stunden in… Peking

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Die ersten zehn Tage der Mini-Weltreise sind vorbei, und es wird Zeit, sich mal wieder zu melden 🙂 Meine erste Station war die chinesische Hauptstadt Peking.

Einreise

Eigentlich stand China gar nicht auf dem Plan, und ein „richtiges“ Visum zu beantragen wäre mir im Moment auch zu teuer und zu aufwändig gewesen. Allerdings waren die Direktflüge nach Seoul recht teuer, über Peking schien es meist billiger zu gehen. Seit 2013 kann man einen „Temporary Entry Permit“ für bis zu 72 Stunden beantragen, wenn man Peking als Transitflughafen benutzt, und ich habe beschlossen, es dieses Mal einfach auszuprobieren und Peking sozusagen „mitzunehmen“.

Hier kurz die Regeln für den Temporary Entry Permit:

  • Man muss Staatsbürger eines der 53 zugelassenen Länder sein.
  • Die reguläre Abflugzeit des Weiterfluges muss weniger als 72 Stunden nach der regulären Ankunftszeit des Fluges nach Peking liegen. Früher galten die 72 Stunden ab Mitternacht des Folgetages, das ist nicht mehr der Fall.
  • Der Weiterflug darf nicht zurück in das Land gehen, aus welchem man nach Peking gekommen ist.
  • Man darf das Stadtgebiet von Peking nicht verlassen, der Temporary Entry Permit ist kein Visum! Die Stadt Peking ist etwa halb so groß wie Belgien, man kann also problemlos die chinesische Mauer besichtigen, aber nicht den Jangtsekiang.
  • Bei der Einreise über Shanghai, Nanjing oder Hangzhou kann ein Temporary Entry Permit für bis zu 144 Stunden beantragt werden und man darf sich auch zwischen diesen drei Städten bewegen (z.B. mit dem Hochgeschwindigkeitszug).

Anfangs gab es wohl noch Startschwierigkeiten, weil die Fluglinien vor dem Abflug kontrollieren, ob der Passgier ein gültiges Visum für China hat. Der Temporary Entry Permit war aber nicht bei allen bekannt. Bei mir lief es so ab: Die Dame am Schalter in Frankfurt gab die Daten meines geplanten Weiterfluges in das Buchungssystem ein und ich konnte in den Flieger.

Am Flughafen in Peking musste ich vor der eigentlichen Einreise an einem speziellen Schalter ein Formular ausfüllen und die Buchungsbestätigung für den Weiterflug vorlegen. Dann kam ein „Temporary Entry Permit“-Stempel mit Datum in den Pass, die chinesische Dame tippte ein bisschen auf dem Computer herum, und ich konnte die eigentliche Einreise und Passkontrolle hinter mich bringen.

Das wars dann schon, und weiter ging es mit dem Airport Express in die Stadt.

Ein erster Vorgeschmack auf den Smog, und am Horizont eine Filiale eines bekannten schwedischen Möbelhauses 😉

Die Pekinger U-Bahn unterscheidet sich kaum von U-Bahnen anderer Städte. Es gibt viele Linien, aber die Stadt ist sehr groß und die Haltestellen liegen teilweise weit voneinander entfernt. Man sollte also gut planen. Die meisten Haltestellen haben auch mehrere Ein- und Ausgänge, welche mit Buchstaben gekennzeichnet sind. Es hilft sehr, wenn man den benötigten Ausgang schon kennt, man sollte aber immer noch mal selbst nachkontrollieren. Mein Hotel hatte mir beispielsweise Ausgang C mitgeteilt, Ausgang D wäre aber gleich weit entfernt vom Hotel und viel schneller erreichbar gewesen.

Wer Taschen oder Rücksäcke dabei hat, muss zwangsläufig durch eine zusätzliche Röntgenkontrolle. Im Prinzip ist eine U-Bahn-Haltestelle wie der Sicherheitsbereich eines Flughafens. Das hatte ich ja in Russland schon erlebt, aber bei den Chinesen geht das röntgen viel schneller. Man sollte aber trotzdem nicht zu Stoßzeiten mit viel Gepäck in die U-Bahn, dann können sich lange Schlangen vor den Geräten bilden. Besonders wenn die Wanderarbeiter gefühlt ihren kompletten Hausstand in riesigen Säcken befördern.

Das Preissystem war eher verwirrend, man muss je nach Entfernung drei oder mehr Yuan (~40 Euro-Cent oder mehr) für eine Fahrt bezahlen. Als Kurzzeittourist habe ich Einzeltickets gekauft, was eine recht nervige Angelegenheit war. Die Automaten waren oft kaputt, die Tickets wurden an der Schranke nicht erkannt, und ein gekauftes Ticket war nur am selben Tag gültig.

Erste Eindrücke

Bei meiner Ankuft stand das Thermometer bei 31 Grad. Der Smog war nicht halb so schlimm wie erwartet, was wohl hauptsächlich an den Elektrorollern und -vehikeln lag. Angeblich brauchte man für Motorräder mit Verbrennungsmotor immer noch einen Führerschein, für kleine Elektrofahrzeuge aber nicht mehr, und viele Einwohner nutzten das aus. Auch Dreiräder für Baustellen fuhren oft elektrisch, und die Stadtbusse waren entweder reine Oberleitungsbusse oder Hybridbusse (Diesel/Oberleitung).

An manchen Straßen konnte man oft eine Weile nur das Surren der Elektromotoren hören, obwohl diese sehr stark befahren waren 😯

Jetzt neu: Orte zum Mithören! Einfach auf Play drücken und mit den Ohren in die Straßen Pekings eintauchen. Diese Straße war wirklich stark befahren, aber wegen der vielen Elektrovehikel hört sie sich fast so wie eine deutsche Fußgängerzone an… Ab und zu kann man das Surren eines Elektromotors oder eine Hupe ohne zugehöriges Motorgeräusch hören, und zwischendurch fahren einige Busse und LKWs mit Verbrennungsmotoren vorbei.

Hier eine kleine, unvollständige Sammlung von Vehikeln, welche man in der Stadt sehen konnte…

Wohin dieser China-Rocker wohl unterwegs war? 🙂

Essen in der Ghost Street

Am ersten Tag war ich nach zehn Stunden Flug, der langen Einreiseprozedur und der langen Fahrt zum Hotel (insgesamt drei Stunden von Landung bis Hotelzimmer) so kaputt, dass ich den Nachmittag erst mal verschlafen habe. Pünktlich um 18 Uhr wachte ich dann doch auf und hatte Hunger. Also schnell mit der U-Bahn zur sogenannten Ghost Street (Gui Jie) gefahren. Hier sollen sich auf einer Strecke von etwa einem Kilometer knapp 150 Restaurants befinden – Rekord in Peking.

Tatsächlich reihte sich hier ein Restaurant an das Nächste. Im Gegensatz zu meinen Erlebnissen in Hong Kong im Jahr 2014 (ich hatte mir gleich im ersten Restaurant einen 24-Stunden-Magen-Darm-Virus eingefangen) lief dieses Mal alles wunderbar glatt. Der Kellner sprach kein Wort Englisch, und ich kein Wort Chinesisch, aber die Karte war bebildert und das Essen entsprach zum größten Teil dem, was man auch in Europa beim Chinesen bekommt. Okay, deutlich schärfer ist das Essen natürlich schon 😉

Eigentlich hatte ich auf das Bild mit den Frühlingsrollen gezeigt, aber entweder hatte mich der Kellner missverstanden oder das Bild sollte keine Frühlingsrollen darstellen. Statt dessen kamen diese „interessanten“ Stäbchen hier auf den Tisch: außen wahrscheinlich frittiert (so ganz sicher war ich mir da aber nicht), und innen eine sehr süße Masse. Für eine sehr große Schale kantonesischen Reis, einen großen Haufen Hühnchen, den Nachtisch und eine Flasche Wasser habe ich 70 Yuan (ca. 9 Euro) bezahlt. Nicht gerade billig, aber in Ordnung.

Zur Abendunterhaltung gab es noch etwas Karaoke auf der Straße, und dann ging es für mich schon wieder ins Bett, den Jetlag wegschlafen.

Ein Abstecher zum Tianamen-Platz

72 Stunden sind nicht viel und reichen gerade so für die Hauptsehenswürdigkeiten. Also gleich morgens auf zum Tianamen-Platz. Dieser ist nach dem Tor des Himmlischen Friedens benannt, welches am Südende der Verbotenen Stadt und damit am Nordende des Platzes steht.

Seit dem Tian’anmen-Massaker am 4. Juni 1989 kennt die ganze Welt diesen Ort, nebenbei gilt er aber auch noch als größter befestigter Platz der Welt. Mao wollte, dass hier eine halbe Million Menschen stehen kann. Für die Bauarbeiten wurden damals viele alte Wohnhäuser und andere Gebäude zerstört.

Oben Zhengyangmen, das Haupttor der Stadt. Unten die Gedenkhalle für den Vorsitzenden Mao. Die düstere Beleuchtung lag einerseits an den Wolken, andererseits aber auch am Smog.

Jetzt neu: Orte zum Mithören! Einfach auf Play drücken und mit den Ohren in den Tianamen-Platz eintauchen. Im Vordergrund eine Million Touristen mit Gepäck, im Hintergrund die endlosen Lautsprecherdurchsagen 🙂

Die Große Halle des Volkes (das Parlament) und das Chinesische Nationalmuseum. Na, wer kann die beiden Gebäude auseinanderhalten? Ich hatte damit eher Schwierigkeiten 😉

Das Denkmal für die Helden des Volkes, im Hintergrund die Mao-Gedenkhalle.

An diesem Morgen hatten sich die chinesischen Touristen alle Mühe gegeben, die halbe Million Besucher auch tatsächlich auf den Platz zu bringen. Unzählige Busse waren auf den Straßen, nicht alle waren so schön wie dieser alte chinesische Bus mit Holzteilen und ganzen drei Scheibenwischern.

Man wusste manchmal gar nicht, wer besser marschieren konnte: die Touristen oder die Sicherheitskräfte… 😉

Professionelle Fotografie unter Hochdruck. Dem Touristen einen Schnappschuss verkaufen, auf den Auslöser drücken, …

…und dann schnell zur Druckstation laufen und im Rekordtempo laminieren.

Die Verbotene Stadt

Am Tor des Himmlischen Friedens schaute der Große Vorsitzende Mao auf die Massen, welche ihm noch immer zuflossen. Das Porträt wird übrigens seit 1977 vom selben Maler in Top-Zustand gehalten.

Und wieder Millionen von Touristen. Wie viele genau jedes Jahr die verbotene Stadt besuchen, konnte ich nicht herausfinden, aber allein das Palastmuseum kommt auf 14 Millionen Besucher.

Jingshan Park

Diese große Parkanlage grenzt direkt an das Nordende der Verbotenen Stadt und hat passenderweise einen Hügel mit schönen Tempelanlagen. Von dort aus kann man sich direkt anschauen, wie gigantisch die Anlage ist, durch welche man sich gerade gekämpft hat.

Dieser blinde Geiger spielte mit Inbrunst auf seiner einsaitigen „Geige“. Mehr als Gequietsche war es am Ende aber leider nicht…

Die Qianmen Street

Die Sonne ging fast schon wieder unter, also machte ich mich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Haltestelle und auf den Weg in die Qianmen Street. Diese beginnt am Südende des Tianamen-Platzes, ich hätte also schon morgens dort anfangen können, aber der Tag muss ja nicht mit Shopping beginnen und die Gegend sah nachts sowieso viel besser aus 🙂

In der Qianmen Street kann man die wenigen noch verbleibenden Hutongs der Kernstadt sehen. Ursprünglich bestand die ganze Stadt aus diesen winzigen Straßen, dann wurden aber ganze Stadtteile abgerissen um Platz für neue und größere Straßen und Gebäude zu schaffen. Mittlerweile stehen einige Straßen immerhin unter Denkmalschutz.

Nach diesem langen Tag war das Stundenkontingent schon wieder deutlich geschrumpft, und ich musste früh raus für die Fahrt zur Chinesischen Mauer bei Mutianyu. Also machte ich mich auf den Rückweg ins Hotel und nahm unterwegs noch ein paar letzte Impressionen mit…

Nächstes Ziel: Mutianyu!

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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