Russland: Planung, Vorbereitungen und Einreise

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Als alter Eisenbahnfreund wollte ich schon seit Jahren nach Russland, um mit der Trans-Sibirischen Eisenbahn und dem Сапсан („Sapsan“, russisch für „Wanderfalke“, eine Variante des ICE für Russland) zu fahren. Bei der Zusammenstellung meiner Reiseplanung für das Jahr 2017 tat sich ein „Loch“ zwischen Februar und Juni auf, und irgendwo im Hinterkopf hatte ich noch die Erinnerung an eine große Militärparade in Moskau irgendwann im Frühsommer abgespeichert. Schnell gegoogelt, und tatsächlich: Der „Tag des Sieges“ (День Победы) wird am 9. Mai gefeiert, das Wetter soll okay sein, und ich habe zwei Wochen Zeit. Also in Russland ein bisschen Zug fahren und Paraden mit Nuklearwaffen anschauen.

Da ich mit der Trans-Sibirischen Eisenbahn und dem Sapsan fahren sowie die große Parade sehen wollte, ergaben sich St. Petersburg und Moskau als Fixpunkte. Zwei Wochen reichten auf keinen Fall aus, um gleichzeitig mit der Trans-Sibirischen Eisenbahn die komplette Strecke von Peking bis Moskau zurückzulegen und dann in der restlichen Zeit auch noch Moskau und St. Petersburg zu besichtigen. Ehrlich gesagt wollte ich auch nicht zu viele Tage im Zug verbringen, eine Nacht oder zwei reichten mir. Daher kamen alle größeren Bahnhöfe entlang der Trans-Sibirischen Eisenbahn als Start- oder Endbahnhöfe in Frage, welche gleichzeitig von internationalen Flughäfen bedient werden.

Am Ende habe ich mich für die Reiseroute Jekaterinburg → Moskau → St. Petersburg entschieden. Jekaterinburg liegt im Uralgebiet in Westsibirien und ist mit dem Zug knapp 25 Stunden von Moskau entfernt. Zug Nummer 15 fährt bequem um 8:20 Uhr morgens dort ab und erreicht Moskau am nächsten Tag um 9:23 Uhr, ich hatte also einen vollen Tag für das „Transsib-Feeling“ haben und stieg am nächsten Morgen gut erholt aus.

Für den Rückflug gab es zum Zeitpunkt der Buchung zwei Optionen: Entweder mit dem Flugzeug von St. Petersburg über Moskau nach Frankfurt, oder mit dem Sapsan zurück nach Mokau und dann weiter mit dem Flugzeug nach Frankfurt. Da Sapsan+Flug insgesamt gesehen auch nicht langsamer sind als zwei Flüge mit Umstieg, die Aussicht aber viel besser sein dürfte, habe ich mich für diese Kombination entschieden.

Das Visum

Üblicherweise organisiere ich alles selbst und wollte nur für die Beschaffung des Visums auf ein Reisebüro zurückgreifen. Aber dann hatte ich wenig Zeit, und das Reisebüro Terra Tavrika in Karlsruhe zauberte so überzeugende Angebote (vor allem für die Flüge) aus dem Ärmel, dass ich die Flüge, die Hotels und die Züge einfach dort gebucht habe.

Das Visum war innerhalb von zwei Wochen beschafft und kostete insgesamt 95 Euro, 85 Euro für das Visum an sich und zehn Euro für die Bearbeitung durch das Reisebüro. Wie bei vielen anderen Ländern mit „strengeren“ Visa-Regelungen (Vietnam, Laos, Indonesien etc.) nimmt der Visa-Aufkleber eine ganze Seite im Reisepass ein. Das Visum gilt nur für den eingetragenen Zeitraum, zusätzlich wird ein „Voucher“ in den Pass geheftet, auf welchem nochmals die Gültigkeit des Visums, der Reisegrund („ТУРИСМ/Tourism“) und die geplante Reiseroute vermerkt sind.

Während der Einreise ist eine „Migration Card“ auszufüllen, welche bis zur Abreise verwahrt werden muss. Man sich zusätzlich bei den Behörden zu registrieren, diesen Schritt erledigen aber glücklicherweise die Hotels.

Die Sprache

In Russland wird nicht nur Russisch gesprochen, sondern auch das kyrillische Alphabet verwendet. Aus Reiseberichten wusste ich bereits, dass vor allem abseits der Innenstädte von Moskau und St. Petersburg nur sehr wenig Englisch gesprochen wird. Als viel schwerwiegender schätzte ich allerdings ein, im Alltag keine Schilder, Karten, Dokumente etc. lesen zu können. Man kann sich ja meistens auch durch Handzeichen verständigen, aber die Dinge ziehen sich doch oft unnötig lange hin, wenn man nicht einmal seinen eigenen Namen oder den Namen der Unterkunft lesen bzw. schreiben kann.

Ich habe daher etwa einen Monat vor der Abreise damit begonnen, mir mit Hilfe des Langenscheidt-Kurses „Russisch in 30 Tagen“, der Android-App von Babbel.com, einigen Podcasts und dem Konsum russischer Nachrichtensender grundlegende Russischkenntnisse anzueignen. Nach etwa drei Wochen hoffte ich, zumindest die wichtigsten Dinge auf Dokumenten entziffern sowies mich anständig vorstellen und verabschieden sowie nach dem Weg fragen zu können. Später würde sich noch zeigen, dass diese Vorbereitung nicht übertrieben war.

Flug und Einreise

An einem grauen Tag Anfang Mai machte ich mich wie üblich auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. In der Hoffnung, dass das Wetter in Russland viel besser sein würde…

Der Flug mit Aeroflot im Airbus A320 von Frankfurt zum Moskauer Flughafen Sheremetyevo verlief völlig ereignislos. Bei der Einreise wurde kurz das Visum geprüft, die Migration Card automatisiert ausgedruckt, und schon war ich drin.

Das Terminal in Moskau sah sehr neu aus, die Regale und Automaten waren vollgestopft mit „westlichen“ Waren und russischen Souvenirs. Von den Putin-Devotionalien aus dem Fernsehen war allerdings (noch?) nichts zu sehen.

Der Weiterflug nach Jekaterinburg verlief ebenfalls völlig ereignislos, es fiel allerdings auf, dass der Flieger jetzt größer und voller als der Flieger von Frankfurt nach Moskau war. Ich hätte erwartet, dass die Verbindung Frankfurt – Moskau stärker ausgelastet ist als eine Inlandsverbindung.

Drei Zeitzonen von Frankfurt entfernt erreichte ich gegen 22:00 Uhr abends mein Hotel. Das Taxi für die 17 Kilometer in die Innenstadt kostete 700 Rubel, knapp elf Euro.

Da es nach mitteleuropäischer Zeit gerade Abendessen geben sollte, zog ich noch mal los und schaute mir kurz die nahe Innenstadt an. Dabei entdeckte ich Läden mit folgenden exotischen Beschriftungen:

Ganz klar: Der Russe hasst den Westen immer noch 😉

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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