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Meine Route innerhalb Japans findet hier hier.
Nachdem ich mich mit Zug, Standseilbahn und Seilbahn bis an die Spitze des Ōwakudani-Tals vorgearbeitet hatte, ging es mit der Seilbahn auf der anderen Seite wieder hinunter zum Ashi-Kratersee (芦ノ湖, See des Schilfrohrs). „See“ trifft es allerdings irgendwie nicht so wirklich, „Tümpel“ fast schon eher. Die Wasserfläche ist zwar ganze sieben Kilometer lang und bis zu eineinhalb Kilometer breit, aber im Schnitt gerade mal 15 Meter tief. Selbst Sporttaucher könnten locker bis in die maximale Tiefe von 43 Metern tauchen. Die meisten europäischen Bergseen liegen in ganz anderen Regionen, der winzige Titisee bringt es auch schon auf 39 Meter Tiefe, der Gardasee auf ganze 346 Meter.
Die Talstation bei Tōgendai (桃源台駅) ist gleichzeitig ein Hafen und befindet sich grob gesagt mitten im Nirgendwo, bis auf einige Parkplätze, Bushaltestellen und insgesamt drei Cafès bzw. Restaurants gab es hier nichts. Im Sommer konnte man hier wohl Tretboote und andere Gefährte mieten, aber die Saison war wohl schon lange vorbei. Bis zur Abfahrt der Fähre war es noch eine knappe Stunde hin, also lief ich ein bisschen am Ufer entlang und genoss noch ein paar Sonnenstrahlen, bevor die aus der Richtung des Fuji-san heranziehenden Wolken damit Schluss machen würden.
Wer erwartet hätte, auf einer traditionellen japanischen Dschunke mit roten Segeln über den See segeln zu können, denjenigen muss ich leider enttäuschen: solche Schiffe gab es nicht. Die Japaner waren bis ins 13. Jahrhundert keine wirklich großen Schiffsbauer gewesen, und zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert beschränkte sich die Seefahrt auf kleinere Kriegsschiffe, mit welchen die Wakō (倭寇, chinesisch für Japanische Piraten) zu Hunderten von Kaperfahrten nach China und auf die Koreanische Halbinsel aufbrachen.
Ab dem 16. Jahrhundert bestand Kontakt zum Westen mit seinen weit überlegenen Schiffen, und der Schiffsbau bediente sich relativ schnell bei den damals üblichen Entwürfen, vor allem den portugiesischen Karacken und den Niederländischen Galleonen. Zwischen 1640 und 1840 war Japan von der Außenwelt abgeschottet und der Bau von hochseegängigen Schiffen verboten. Im Ausland gestrandeten Seeleuten war es bei Todesstrafe verboten, jemals wieder zurückzukehren. Nach 1840 stürzte sich Japan dann direkt in den Bau von Kriegsschiffen nach damals aktuellem Standard. Es kam also nie zum Bau größerer, traditioneller japanischer Schiffe nach eigenen Entwürfen. Wenn nun also Touristen-Galleonen mit Cosplay-Piraten über den See schippern, ist das nicht wirklich verwunderlich…
Rund um den See befinden sich mehrere heilige Stätten, darunter Schreine und im Wasser stehende Torii (鳥居). Ein Torii ist das echte oder symbolische Eingangstor zu einem Shintō-Schrein und markiert die Grenze zwischen dem Sakralen und der normalen Welt.
In Hakone-machi (箱根町, Hakone-Stadt) angekommen bot sich die etwa zwei Kilometer lange Wanderung nach Moto-Hakone an, welche am Onshi-Hakone Park (恩賜箱根公園) vorbei führt. Dieser Park liegt auf einer kleinen Halbinsel mit vielen Wanderwegen und noch mehr Treppen. Von den höheren Lagen aus hat man einen ausgezeichneten Blick auf den See.
Na, seid ihr von dieser Brücke auch schon so beeindruckt? Immerhin handelt es sich dabei um eine der 100 schönsten Brücken Kanagawas 😉
Kanagawa ist übrigens nach Tokio die zweitgrößte Präfektur nach Einwohnerzahl und pflegt seit 1989 eine bilaterale Partnerschaft mit Baden-Württemberg. Schade, dass ich als Baden-Württemberger noch nie von dieser Partnerschaft gehört habe!
Von hier aus ging es dann mit Bus und Zug pünktlich zum Abendessen wieder zurück nach Tokio. Die Gegend rund um den Vulkan Hakone ist auf jeden Fall mindestens einen Tagesausflug wert! 🙂
Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.